Lügenkonstrukte und toxische Beziehungen

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lunamonique Avatar

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„Die andere Schwester“ ist nach „Der andere Sohn“ Band 2 der Karlstad-Krimireihe vom Autorenduo Peter Mohlin und Peter Nyström. John Adderley holt die Vergangenheit ein. Wem kann er noch trauen?

Die Geschäftsführerin eines Dating-Services stirbt unter mysteriösen Umständen. Wer hat ein Motiv für den Mord? John Adderley ermittelt mit neuer Identität als Fredrik Adamsson. Je mehr er sich in den Fall vertieft, desto komplexer sind die Hintergründe. Gleichzeitig droht sein Sicherheitsgefüge aufzufliegen. Alles scheint sich gegen ihn verschworen zu haben.

Mit dem ersten Teil und Mittwoch beginnt ein Tagescountdown. Einstieg und Einteilung sind gut gewählt. Für John ist die Situation von Anfang brenzlig. Die gemeinsame Vergangenheit mit einem Freund sorgt für ansteigende Spannung. Handelt es sich um eine Falle? Erzählstil und undurchsichtige Geschichte überzeugen. John verfängt sich in seinem eigenen Lügengespinst. Die Lage erscheint immer aussichtsloser. Derweil geht Stella trotz Bedrohung ein hohes Risiko ein. Das Thema Dating-App und ein ungewöhnliches Date bilden einen interessanten Hintergrund für einen Mord. Der Tatort unterstreicht die Düsternis. Nur langsam setzen sich die Puzzlestücke zusammen. Wer ist der Täter? Das Opfer hat mehr Feinde als gedacht. Johns Vergangenheit sorgt von Beginn an für mehr Spannung als der Mordfall. Ein paar Hinweise werden zu früh eingestreut und die spätere Auflösung lässt sich erahnen. Es geht auf verschiedene Weise um Schuld. Wer spielt ein Spiel, und wer ist in Wahrheit unschuldig? Johns Handeln ist nachvollziehbar, trotzdem schwindet teilweise die Sympathie für ihn. Nicht nur für ihn bricht eine Welt zusammen. Im letzten Buchdrittel wirkt die Geschichte etwas zu konstruiert. Ein Paukenschlag kann seine volle Wirkung nicht entfalten. Wahrheiten verletzen. Die Intensität vom Anfang bleibt irgendwann auf der Strecke. Ein paar mehr Irrungen und Wirrungen hätten dem Mordrätsel gut getan.

Das Cover hat Seriencharakter und passt zur Persönlichkeit John Adderley und seinen Fällen. Es wirkt modern, kreativ und zieht die Blicke aufs Buch. „Die andere Schwester“ kann die durch Band 1 geschürten, hohen Erwartungen nicht ganz erfüllen. Für Band 3 bleibt noch Luft nach oben. Trotzdem ein Krimi, der über lange Strecken fesselt und schwer aus der Hand zu legen ist.