Ein Familiendrama mit Thrillerelementen

Voller Stern Voller Stern Voller Stern Voller Stern Leerer Stern
mrs-lucky Avatar

Von

Toni, Inhaberin einer Entrümpelungsfirma, erleidet bei einem Unfall schwere Verätzungen an den Augen. Nach einer erfolgreichen Transplantation erhält sie ihre Sehfähigkeit zurück, das Ereignis hinterlässt in ihrem Leben jedoch nachhaltige Spuren. Als sie den Angehörigen der Spenderin in einem Brief ihren Dank übermittelt, erhält sie überraschend eine persönliche Antwort. Als Toni sich entschließt, die Mutter der jungen Frau, der sie ihre neue Sehkraft verdankt, persönlich kennen zu lernen, taucht sie tief in das Leben der Spenderin ein. Es scheint sich der Glamour, der diese kreative junge Frau umgeben hat, auch auf Toni auszuwirken, sie bekommt im wahrsten Wortsinn den Eindruck, durch deren Augen sehen zu können. In den Flashbacks, die sie seit der Operation heimsuchen, meint sie deren Botschaften erkennen zu können. Ihre Fixierung auf die fremde Familie reißt gleichzeitig alte Wunden in der Beziehung zu ihren leiblichen Eltern auf. Zu spät begreift sie, in welchem Ausmaß sie manipuliert wurde, und dass auch in ihrer eigenen Familie ein Geheimnis schlummert, dem sie sich stellen muss, um ihre Probleme zu lösen.
Der Roman ist einerseits sehr intensiv durch die Nähe zu der Hauptfigur Toni, an deren Gefühlen der Leser unmittelbar teilhat. Andererseits waren ihre Gedanken und Gefühle für mich oft nicht nachvollziehbar, die Art und Weise, wie die tote Spenderin auf Tonis Wesenszüge Einfluss nimmt, waren mir zu esoterisch und abstrakt.
Der Schreibstil hat mir gut gefallen, ebenso der Aufbau des Buches, der sich in 2 Zeitschienen der Wahrheit hinter den zum Teil verstörenden Ereignissen nähert. Die Schilderungen sind oft sehr bildhaft und lassen die Geschichte lebendig wirken, die Erfahrung der Autorin im Verfassen von Drehbüchern für Kriminalfilme wirkt sich hier positiv aus und sorgt dafür, dass man beim Lesen klare Bilder vor Augen hat.
Die verarbeiteten Themen um Organspende, Beutekunst der Nazizeit und die Auswirkungen von Traumata, sind sehr ambitioniert und informativ, jedoch fast etwas viel für ein einziges Buch.
Auch wenn die Handlungen der Charaktere für mich nicht immer nachvollziehbar waren, hat mich diese sehr emphatisch erzählte Geschichte berührt und in seinem Verlauf immer wieder überrascht.