Mit den Augen der Anderen

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Die andere Tochter, Roman von Dinah Marte Golch, 448 Seiten erschienen im List-Verlag.
Ein Roman über Mütter und ihre Töchter, über Organtransplantation, über Schuld, Familienkonflikte und psychische Probleme.
Antonia ist von Beruf Entrümplerin, sie löst Haushalte von verstorbenen Personen auf. Eines Tages erleidet sie bei der Arbeit einen Unfall und verliert ihr Augenlicht. Durch eine Cornea-Transplantation kann sie wieder sehen, doch plötzlich fühlt sie sich mit der Spenderin in seltsamer Weise verbunden. Sie nimmt Kontakt zur Mutter der Spenderin auf, dadurch gerät sie in gefährliche Verwicklungen und kommt einer lange vertuschten Untat auf die Spur. Doch auch in ihrer eigenen Familie gibt es unglaubliche Geheimnisse.
Das Buch besteht aus 94 Kapiteln die mit Monats- und Jahresangaben versehen sind. Es teilt sich in zwei verschiedene Erzählstränge die in verschiedenen Zeitebenen spielen, zum einen der Hauptstrang in auktorialer Erzählweise, dazwischen immer wieder die aktuellen Geschehnisse, in Ich-Form aus der Sicht der Protagonistin. Der Leser ist dadurch in der Lage die Vorkommnisse von allen Seiten zu überblicken. Gerade die Kapitel aus Antonias Sicht, sind informativ und greifen dem Erzählstrang vor. Der Roman ist dicht und doch flüssig erzählt, immer wieder bin ich ganz tief in Tonis Leben und ihre Gefühle hineingezogen worden, die Thematik Organspende und die Gefühle der Empfängerin sind gut geschildert und haben mich tief berührt, haben mir eiskalte Schauer den Rücken hinunterlaufen lassen. Die Spannung, die sich durch die nimmermüden Nachforschungen von Toni ergab, hat mich des Öfteren alles ringsherum vergessen lassen. Schon nach dem ersten Drittel habe ich gedacht, ich weiß was passieren wird. Doch nach einigen ungeahnten Wendungen, war der Schluss jedoch ganz anders als vermutet.
Mich hat das Buch super unterhalten und tief berührt, manchmal war es einfach zu viel des Geschehens und ich musste das Buch zur Seite legen und über das Gelesene nachdenken. Thrillerelemente und die psychologischen Verwicklungen waren mir manchmal unheimlich, besonders die Flashbacks wenn Toni in einen Spiegel sah oder das Gefühl der Berührungen. Zum Ende überstürzen sich die Ereignisse und die letzten 100 Seiten habe ich in einem Durchgang gelesen, an diesem Punkt haben mich die Fakten fast erschlagen. Nicht immer handeln die Akteure nachvollziehbar, ihre kriminelle Energie ist erschütternd und machten mich wütend. Lange habe ich um eine Auflösung gerätselt und das Ende habe ich so nicht ahnen können. Wie leichtsinnig Toni ihre transplantierten Hornhäute aufs Spiel gesetzt hat, hat sie mir nicht gerade sympathisch gemacht, eine direkte Lieblingsfigur hatte ich nicht, am wenigsten konnte ich tatsächlich Evelyn, die Schwester von Zsazsa leiden. Briefe, Zitate und Bilderdaten sind kursiv gekennzeichnet und deutlich gemacht.
Die Informationen am Ende zu den verschwundenen Bildern, der Raubkunst der Nazis und die psychologische Ebene zur Organspende waren informativ und haben mir sehr geholfen.
Eine absolute Leseempfehlung an alle Leser und von mir 5 Sterne.