Stoff für mehrere Bücher

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rinoa Avatar

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Nach einem Unfall droht Toni zu erblinden, doch die Cornea einer Toten bringt ihr das Augenlicht zurück. Und obwohl ihr Umfeld ihr davon abrät, möchte sie Kontakt zur Mutter ihrer Spenderin aufnehmen, um so viel wie möglich über diese zu erfahren, denn seit der Operation fühlt sie eine gewisse Verbindung zu ihr.
Dass sie damit jedoch ihre eigene Gesundheit und sogar das Leben ihrer Mutter aufs Spiel setzt, erkennt sie dabei fast zu spät. Denn ihre eigene Familie ist nicht die einzige mit einem Geheimnis…

Ich fand die Idee von „Die andere Tochter“ wirklich toll und die Frage, ob die Seele des Verstorbenen oder bestimmte Eigenschaften, Ängste etc. nach einer Organspende auf den Empfänger übergehen sehr interessant.
Erzählt wird die Geschichte aus Sicht von Toni, abwechselnd in der Gegenwart in Ich-Form (und passenderweise im Präsens) und in der Vergangenheit, also den Monaten zuvor, in der 3. Person. Am Ende, wenn die beiden Zeitebenen aufeinandertreffen, verschwimmt das Ganze so ein bisschen; das hat mir wirklich gut gefallen.

Gerade zu Beginn macht einen Großteil der Spannung aus, dass der Leser eben nicht genau weiß, was denn genau geschehen ist. Es gibt viele Andeutungen über Tonis Kindheit und auch über die Ereignisse kurz nach ihrer Operation, aber eben nichts Konkretes, und da fiel es mir wirklich schwer, das Buch aus der Hand zu legen.

Meine Schwierigkeiten hatte ich allerdings mit Toni, die ich das ganze Buch über einfach nicht richtig greifen konnte, obwohl sie doch die zentrale Figur ist und sich sehr viel um sie dreht. Ich wurde einfach nicht warm mit ihr und fand auch ihr Verhalten oft nicht nachvollziehbar. Zwischendurch kam sie mir fast ein bisschen manisch vor und das fand ich anstrengend zu lesen.

Der größte Kritikpunkt ist für mich aber, dass mir „Die andere Tochter“ zu vollgepackt war. Aus dem Stoff hätte man zwei oder sogar drei Bücher machen können, oder eben einen Wälzer, der doppelt so dick ist. Es wird lange auf die Auflösung der Geschehnisse hingearbeitet und diese dann aber für meinen Geschmack zu schnell abgefertigt; wo vorher doch recht ausführlich erzählt wird, fehlte mir dies am Ende.

Die Spannung und das unbedingt Dranbleiben-Wollen lebt hauptsächlich aus der gewählten Erzählform (die ich großartig fand), ansonsten war es mir einfach zu viel an Handlung mit zu wenig Tiefe.