Trauma und Familiengeheimnisse

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babsyz Avatar

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Toni ist 39, entrümpelt in Berlin die Häuser Verstorbener und befindet sich in einer unbefriedigenden On-Off-Beziehung, als sie bei einem Arbeitsunfall fast das Augenlicht verliert. Die einzige Rettung ist die Transplantation der Hornhaut einer Verstorbenen. Als sich Clara Mertens, die Mutter der Cornea-Spenderin Zsazsa, bei Toni meldet, ändert sich ihr Leben komplett. Sie besucht die Familie in Frankfurt und ist direkt fasziniert von deren vollkommen anderen Lebensstil, sie fühlt sich zugehörig, verwandelt sich in Antonia, die so ganz anders ist als die Toni aus Berlin. Und sie hat immer wieder das Gefühl, dass in ihr eine weitere Person lebt, die ihre Schritte lenkt…

Die andere Tochter ist ein vielschichtiger, intelligenter und spannender Roman. Erzählt wird auf verschiedenen Zeitebenen und auch die Erzählperspektiven wechseln vom Ich-Erzähler in die Beobachter-Perspektive, bis sich alle Ebenen zu einem unerwarteten Ende vereinen. Dabei wird der innere Kampf einer traumatisierten Persönlichkeit sehr eindrucksvoll geschildert. Ein weiteres großes Thema des Buches ist die Beutekunst der Nazizeit und deren Verbleib. Das ist so spannend und fesselnd geschrieben, dass man diesen Roman kaum noch aus der Hand legen kann.

Mein Fazit: ein fesselnder und bewegender Roman über Traumata, Vergangenheitsbewältigung und Familiengeheimnisse. Für mich eines der Lesehighlights des Jahres!