Zu viel des Guten

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sophie h. Avatar

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Antonia Petzold löst Haushalte von Verstorbenen auf. Bei einem Arbeitseinsatz hat sie einen Arbeitsunfall, verätzt sich dabei beide Augen und verliert ihr Augenlicht. Doch sie hat Glück im Unglück: Sie erhält eine Gewebespende und erlernt wieder das Sehen. Dann kommt es dazu, dass sie Flash backs hat. Will die tote Spenderin ihr irgendetwas mitteilen? Als sie verbotenerweise die Familie die Spenderin kennenlernt, verdichtet sich der Verdacht, dass mit ihrer Spenderin irgendetwas nicht gestimmt hat.
Das Buch ist ein echter Pageturner und ich konnte es kaum beiseitelegen. Trotzdem hat es mich mit einem unguten Gefühl zurückgelassen. Die Spannung war von der ersten Seite an da und es hat viele sehr überraschende Wendungen in der Geschichte gegeben. Die Geschichte wird wechselweise einmal aus der Sicht von heute und einmal aus der Sicht von vor wenigen Wochen geschrieben, wobei beide Stränge sich zum Ende des Buches hin vereinen. Der eine Strang ist in der Ich-Form erzählt, der andere in der dritten Person. Dadurch blieb mir Toni seltsam fremd. Mir ist es nicht gelungen, mich in ihr hineinzuversetzen.
Der Schreibstil der Autorin ist flüssig und lässt sich so weglesen. Als ein wenig überflüssig habe ich einige langatmige Beschreibungen von Orten empfunden, deren geschichtlicher Kontext breit und lang erörtert wird. Wer ein wenig Allgemeinwissen hat, weiß das auch so. Und wenn man es nicht weiß, stört das nicht das Verständnis der Geschichte.
Dieses Buch wollte zu viel. So gibt es auch einen Handlungsstrang (der in Frankfurt spielt), der meines Erachtens vollkommen überflüssig ist. Mir hat sich der Zusammenhang mit dem Rest der Geschichte nicht erschlossen. Dieser Strang hätte genügend Stoff für eine eigene Erzählung geliefert.
Trotz der großen Spannung und der überraschenden Wendungen bekommt das Buch daher von mir nur vier Sterne.