Analytische Inszenierung eines Amoklaufs
Der Titel „Die Ausweichschule“ hat mich direkt neugierig gemacht und nachdem ich erfahren hab worum es geht, bin ich umso interessierter. Erdmann erzählt 20 Jahre nach dem Amoklauf in einem Erfurter Gymnasium aus der Sich eines damaligen Mitschülers, den der Vorfall seit jeher nicht ganz losgelassen zu haben scheint. Mit dem „Dramatiker“ beginnt er die damaligen Geschehnisse und Gründe für ein Theater- und Romanprojekt zu analysieren. Erdmann schreibt schnörkellos, pointiert und gerade aus, was meiner Meinung nach sehr zu passt und den analytischen Ton unterstreicht. Auflösungen von Gewalttaten ziehen schon immer eine große Menge Interessenten an und ich nehme mich da selbst nicht raus, aber Erdmanns Schreibstil macht Hoffnung auf einen durchaus gesellschaftskritischen Roman, und weniger einen, der einfach der Sensationssucht und Neugier, die dieses dramatische Ereignis mitsichtbringt, stillt. Dass der Erzähler bisher namenlos ist und der Dramatiker nur „der Dramatiker“ heißt, gibt dem Roman selbst einen Inszenierungscharakter. Ich bin sehr gespannt wie es weiter geht.