„Erinnerung zwischen Wahrheit und Fiktion“

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mada1407 Avatar

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Schon das Thema des Romans hat mich sofort tief bewegt. Der Erfurter Amoklauf ist ein Ereignis, das sich ins kollektive Gedächtnis eingebrannt hat – und Kaleb Erdmann nähert sich diesem schweren Stoff mit großer sprachlicher Präzision und persönlicher Reflexion. Das Cover passt zur Nachdenklichkeit des Inhalts, und die Leseprobe zeigt einen nüchternen, fast distanzierten Ton, der dennoch tief unter die Haut geht. Besonders beeindruckt hat mich die Selbstbefragung des Erzählers: Darf man über solche Erlebnisse schreiben? Und wenn ja – wie?

Der Spannungsbogen entsteht nicht durch das Geschehen selbst, sondern durch das Ringen des Erzählers mit der eigenen Erinnerung, der Wahrheit und der Rolle des Schreibenden. Diese Mischung aus Autofiktion, Traumaaufarbeitung und Medienkritik finde ich äußerst gelungen. Ich möchte unbedingt weiterlesen, weil das Buch zeigt, wie schwer es ist, über das Unsagbare zu sprechen – und wie wichtig es dennoch sein kann, es zu versuchen. Ein eindringlicher, mutiger Roman mit viel literarischer Tiefe.