Betroffen und hilflos

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ada2011 Avatar

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Lässt mich dieses Buch zurück. Ich bin selten so geschafft nach dem Lesen eines Buches. Ich konnte es auch nicht hintereinander weglesen, wie die meisten Romane. Ich brauchte immer mal wieder eine Pause, weil mich die Situationen des Ich-Erzählers, der sehr viel mit dem Autor gemein hat, mitgenommen haben und sehr nachdenklich werden ließen.
Den Spagat zwischen dem Unaussprechlichen und dem, was unbedingt gesagt werden sollte, schafft Kaleb Erdmann mit Bravour. Ich nehme ihm seine Gefühlsebene 100-prozentig ab.
Für mich war fast nicht auszuhalten, welche Langzeitfolgen es bei den Schülern und sicher auch Lehrern des Gutenberg Gymnasiums gibt. Das Verhalten und die Gedanken des Autors sind immer noch geprägt von den Erlebnissen, die mehr als 20 Jahre her sind. Man kann nicht einen Horror mit einem anderen vergleichen und doch habe ich mir immer wieder die Frage gestellt, wie konnten Menschen die Kriegserlebnisse überleben?
Für mich persönlich ist die wichtigste Aussage des Buches, dass der Leser versteht, dass solche Erlebnisse Menschen für immer verändern und dass diese Menschen niemals frei davon sein werden.
Die Sprünge des Autors in den Themen fand ich zu Beginn etwas ungewohnt. Für mich wurde es dann aber verständlich, dass der Autor selbst sprunghaft in der Verarbeitung der Erinnerungen, tatsächliche oder angenommene verloren hat. Das konnte ich so annehmen und kam dann mit dem Inhalt des Buches gut klar.
Das Buch rüttelt auf, sensibilisiert, ohne dass es auf die Tränendrüse drückt. Ich werde es unbedingt weiterempfehlen.