Er hat Worte für das Unfassbare gefunden

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nähpummelchen Avatar

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Dieses Buch habe ich rein nach dem Cover gekauft und keinen Blick auf die Inhaltsangabe geworfen. Umso erschrockener war ich, als sich das Thema herausstellte.
Der Autor beschreibt seine Suche und sein Finden nach Erklärungen, Perspektiven, Erlebnissen und Erfahrungen - auch eigener, denn wie sein Wikipedia-Eintrag verrät, war er tatsächlich Schüler des Gutenberg-Gymnasiums und am Tag des Amoks in der Schule - einer Tat, für die es eigentlich keine Worte gibt.
In der Geschichte geht es um einen jungen Mann, der als Schüler der Klasse 5a, ein paar Stunden nachdem er eine Arbeit über Pinguine geschrieben hat, Zeuge des Amoks wird. Jetzt, als Erwachsener, beschreibt er, was die Recherche in ihm bewegt, welche Personen er in die Recherche einbezieht, erlebt, wie verschiedene Personen mit dem Geschehen umgehen - von Verdrängung bis künsterischer Aufarbeitung. Er hinterfragt den Umgang von Medien, Politik, Polizei, LehrerInnen - ohne Anzuprangern. Dem/Der Lesenden bleibt es selbst überlassen, offene Fragen, die er stellt, für sich zu beantworten.
Diese Recherche liest sich dabei gleichzeitig keinesfalls düster und bedrückend. Der Protagonist ist trotzdem ein Mensch, der erfolgreich sein Leben gemeistert hat, und auch vom Leben seiner Freundin in erleichternd humorvoller Weise berichtet.
Nach meinem ersten Schreck über den Inhalt dieses "blind" gekauften Buches bin ich sehr froh, es gelesen zu haben und bewundere den literarischen Umgang mit dem Thema.