Metaroman

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sandrao86 Avatar

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Die Ausweichschule – Kaleb Erdmann

Zusammenfassung:

Kaleb Erdmann ist zum Zeitpunkt des Amoklauf am Gutenberg-Gymnasium am 26. April 2002 11 Jahre alt und erlebt es als Schüler dieser Schule. Der Sohn einer Literaturwissenschaftlerin und eines evangelischen Pfarrers verarbeitet das Geschehene im Stil der Autofiktion und geht dabei der Frage auf den Grund: Wie groß ist der gespannte Bogen zwischen Fiktion und persönlicher Wahrheit und wo befinde ich mich in diesem Konstrukt, was allgemein als Leben bekannt ist.


Meine Meinung:

Beginnen möchte ich mit dem Schreibstil des Autoren. Es kann gut sein, dass man sich vom Rest der schreibenden Zunft abheben möchte und eine persönliche Besonderheit zu etablieren versucht, nur halte ich das komplette Weglassen jeglicher Interpunktion nicht für sonderlich hilfreich. Bereits seinen Debütroman „wir sind pioniere“ schrieb er in diesem Stil. Ich konnte auch dem aktuellen Text nur schwer folgen und empfand das Lesen als sehr ermüdend.

Kaleb Erdmann will „von der Realität der Ausweichschule“ erzählen. Diesen Inhalt hätte ich mit großem Interesse gelesen, doch leider nahmen diese Passagen nur wenig Raum ein.

Unzählige Querverweise auf andere Werke – sehr prominent ist hier „Für heute reicht`s“ von Ines Geipel – störten immer und immer wieder den Lesefluss und trugen auch in der Erzählung nicht wirklich zum intensiveren Verstehen bei.

Dazu zählen auch die verwirrenden Kapitel – wo sind wir gerade? Was war oder ist passiert? Es bedurfte immer eine gute Weile um sich zu orientieren. Auch die unnötigen Beschreibung z. B. von Hatice Kunstgeschehen – speziell die Fleischperformance von Lipi – oder den Portoaufenthalt? Was trägt er zur Geschichte bei? Vielleicht benötige ich hierfür auch einfach einen Lektüreschlüssel, aber den Sinn dahinter suche ich noch immer.

Es entstehen immer wieder ausschweifende Beschreibungen von Begebenheiten, welche vom Hauptthema ablenken, als es zu vertiefen. Doch der größte Kritikpunkt ist wohl jener – die unappetitliche Fäkalsprache und die sich wiederholenden Ekel erregenden Äußerungen. Wie oft ich von einer gewissen Flasche lesen musste grenzte schon an Folter. Es wurde sogar Thema des Schlusssatzes. Für mich nicht nachvollziehbar.

Er schreibt, er ist getrieben von der Suche nach einer Essenz, einem Funken, doch es wird im Laufe des Romans immer unklarer was Erinnerung und was real war und ist. Grundsätzlich fand ich die Passagen rund um das Gutenberg Gymnasium und Teile seiner Aufarbeitung in der Rückschau interessant und hätte mir mehr Einblicke gewünscht. Meine Erwartung war einfach eine komplett andere, sodass ich diesen Roman nur bedingt weiterempfehlen kann.