Schreibprozess und Aufarbeitung

Voller Stern Voller Stern Voller Stern Leerer Stern Leerer Stern
rosetheline Avatar

Von

Mit "Die Ausweichschule" hat Kaleb Erdmann seinen zweiten Roman veröffentlicht. Hier schreibt der Autor autofiktional von dem Amoklauf am Gutenberg Gymnasium in Erfurt, der vor dreiundzwanzig Jahren, am 26.04.2002 stattfand und den Erdmann als elfjähriger Schüler selbst miterlebt hatte.

Anders, als ich erwartet hatte, geht es in dem Roman nicht unmittelbar um den Amoklauf oder das Geschehen danach, sondern wird vor allem aus der Sicht des fast Mitte dreißigjährigen Protagonisten erzählt. Dabei besteht die Geschichte vor allem aus drei Handlungssträngen: Gespräche und Zusammenleben mit seiner Freundin Hatice, Gespräche und Treffen mit dem "Dramatiker", einem Mann, der den Amoklauf als Theaterstück inszeniert, sowie dem eigenen Denken und Handeln des Protagonisten.

Obwohl das Thema Amoklauf natürlich ein Thema des Buches ist, geht es vor allem viel um das sich zurück erinnern, darum, wie man so eine schlimme Tat (literarisch) richtig aufarbeiten kann/sollte/darf. Als Leser*in bekommt man dadurch schnell den Eindruck, dass man eigentlich eher den Schreibprozess des Autors und sein Leben drumherum mitbekommt und vergebens auf den fertigen Roman wartet.

Der Schreibstil des Autors ist dabei trotzdem gut zu lesen und hat mir gut gefallen.

Alles in Allem ist es ein Roman, der anders ist, als man erwarten würde. Ich habe ihn trotzdem gerne gelesen, auch, wenn ich finde, dass man viel viel mehr damit hätte machen können. Dabei ist mir bewusst, dass die Thematik schwer ist.