Versuch einer Aufarbeitung

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gabriele 60 Avatar

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Kaleb Erdmann (*1991) hat seinen Ich-Erzähler als Fünftklässler den Schulamoklauf am 26. April 2002 in Erfurt miterleben lassen. Gute zwanzig Jahre später will er ein Buch darüber schreiben. Doch es stellt sich heraus, dass das nicht so einfach ist.

Wir begleiten den Autor durch seine Recherche und seine Schreibversuche. Dabei lesen wir von seiner Suche nach den tatsächlichen Ereignissen und den damit verbundenen Schwierigkeiten. Alltäglichkeiten werden ausgeschmückt und bekommen einen großen Raum.

Herausgekommen ist ein Buch, das sich gut für eine Leserunde eignen würde, da es viel Diskussionsstoff enthält. Während so manche Ausführungen ermüden, war es für mich doch erhellend, wie groß seine Traumatisierung war, ohne dass er es über einen langen Zeitraum bemerkt hatte. Viele Ereignissen scheinen die Erlebnisse seines elfjährigen Ich überlagert zu haben, was vielleicht daran lag, dass er Erfurt bereits zwei Jahre nach den Ereignissen verlassen hatte. Nun verliert er sich bei jedem Versuch, auf den Punkt zu kommen ,in Nebensächlichkeiten. als suche er nach Ausweichmöglichkeiten.

So ist ein Buch entstanden, das im herkömmlichen Sinn kein Roman ist. Die Aufzeichnungen erinnern eher an ein Recherche-Tagebuch. Allerdings nicht mit einem konstanten Ablauf, sondern willkürlich durcheinander gewürfelt. Für mich ist das am ehesten eine gelungene Beschreibung dessen, was ein Trauma bewirken kann.


Fazit: Ich finde es sehr schwer, diesen Roman zu beurteilen. Er hat mir nicht gefallen, hat mich aber an der Zerrissenheit des Erzählers teilhaben lassen. Er hat mich teilweise abgestoßen, aber trotzdem nicht losgelassen, so dass ich es nicht zur Seite legen konnte. Insofern empfinde ich es als literarische Besonderheit.