Was kann und was darf Kunst?
Kaleb Erdmann, einst Schüler des Gutenberg Gymnasium in Erfurt und gerade in der 5. Klasse, als der Amoklauf des ehemaligen Schülers Robert Steinhäuser ganz Erfurt erschütterte, schreibt in diesem Roman über sich selbst, wie er versucht, einen Roman über den Amoklauf in Erfurt zu schreiben. Dabei geht es weniger um den Amoklauf selber, als um den Romanautoren und sein Ringen mit seinen Erinnerungen und der Fragen, wie und ob er sie überhaupt in Kunst fassen kann und darf. Welche Aufgabe hat Kunst? Was kann Kunst leisten? Was darf Kunst, was nicht? Darf sie „in fremden Töpfen rühren“ und alte Wunden wieder aufreißen oder soll sie sogar Geschehenes vor dem Vergessen bewahren? Kann sie bei der Bewältigung helfen und wenn ja, wie?
Sehr differenziert und ohne jeglichen Betroffenheitskult schreibt der junge Autor über einen jungen Autor, seinen Schreib- und Verwerfungsprozess. Er hat keine fertigen Antworten, dafür stellt er aber umso klügere Fragen. Er misstraut sich und seiner Erinnerung, worauf er aber voll vertrauen darf, ist seine Sensibilität im Umgang mit den schrecklichen Ereignissen, seine schonungslose Ehrlichkeit auch in Bezug auf sich selbst und seine Bereitschaft, auf fertige Antworten und auch einen fertigen Roman über das Thema zu verzichten. In Auseinandersetzung mit anderen Versuchen zu diesem und Themen ähnlicher Art führt er dabei ein spannendes Zwigespräch mit der Kunst. Dabei schreibt er in einem sehr angenehmen Schreibstil, der den Leser gut durch den schwierigen Stoff trägt und ihm diesen teils etwas hilflos wirkenden jungen Mann sehr sympathisch werden lässt. Ein wenig irritierend ist die Vorliebe des Ich-Erzählers dafür alles, was er isst, auch genauestens zum Gegenstand seines Schreibens zu machen. Genauso wirken die oft unangenehmen Eindrücke und Bilder, z. B. von einer Kunstinszenierung mit rohen Fleisch oder die Szene, in der sich der Erzähler in der Klokabine eines ICE umziehen muss, weil er seine Unterkunft auf seinen Recherchereisen fluchtartig verlassen hat. Auch seine Attitiüde, während der Übernachtung in fremden Zimmern in eine Wasserflasche zu urinieren, ist nicht gerade das Appetitlichste. Aber diese Details werden immer entweder im Roman selbst reflektiert oder gehören irgendwie zum Gesamtbild.
Auf jeden Fall ein spannend zu lesenden, nachdenklich stimmendes Buch weniger über das Thema Amoklauf als über das Thema des adäquaten Umgangs mit einem Ereignis, auf das keiner vorbereitet war, insbesondere in der künstlerischen Darstellung. Lohnenswert zu lesen.
Sehr differenziert und ohne jeglichen Betroffenheitskult schreibt der junge Autor über einen jungen Autor, seinen Schreib- und Verwerfungsprozess. Er hat keine fertigen Antworten, dafür stellt er aber umso klügere Fragen. Er misstraut sich und seiner Erinnerung, worauf er aber voll vertrauen darf, ist seine Sensibilität im Umgang mit den schrecklichen Ereignissen, seine schonungslose Ehrlichkeit auch in Bezug auf sich selbst und seine Bereitschaft, auf fertige Antworten und auch einen fertigen Roman über das Thema zu verzichten. In Auseinandersetzung mit anderen Versuchen zu diesem und Themen ähnlicher Art führt er dabei ein spannendes Zwigespräch mit der Kunst. Dabei schreibt er in einem sehr angenehmen Schreibstil, der den Leser gut durch den schwierigen Stoff trägt und ihm diesen teils etwas hilflos wirkenden jungen Mann sehr sympathisch werden lässt. Ein wenig irritierend ist die Vorliebe des Ich-Erzählers dafür alles, was er isst, auch genauestens zum Gegenstand seines Schreibens zu machen. Genauso wirken die oft unangenehmen Eindrücke und Bilder, z. B. von einer Kunstinszenierung mit rohen Fleisch oder die Szene, in der sich der Erzähler in der Klokabine eines ICE umziehen muss, weil er seine Unterkunft auf seinen Recherchereisen fluchtartig verlassen hat. Auch seine Attitiüde, während der Übernachtung in fremden Zimmern in eine Wasserflasche zu urinieren, ist nicht gerade das Appetitlichste. Aber diese Details werden immer entweder im Roman selbst reflektiert oder gehören irgendwie zum Gesamtbild.
Auf jeden Fall ein spannend zu lesenden, nachdenklich stimmendes Buch weniger über das Thema Amoklauf als über das Thema des adäquaten Umgangs mit einem Ereignis, auf das keiner vorbereitet war, insbesondere in der künstlerischen Darstellung. Lohnenswert zu lesen.