gelungenes Thriller-Debüt

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Influencerin Viktoria Kaplan steht kurz davor die Eine-Millionen-Follower-Grenze zu knacken. Das muss gefeiert werden, also verbringt sie mit ihrer Entourage (Freund = Fotograf, beste Freundin = Assistentin, Bruder = Manager mit seiner Freundin, ein weiterer Freund) ein Wochenende in einem abgeschiedenen Wellness-Retreat. Zwischen Gurkenwasser und Massagen wird die Gruppendynamik immer schlechter, bis das Ganze in einem Mord gipfelt, der wilde Verdächtigungen mit sich bringt. Außerdem stellen die Überlebenden fest, dass das Retreat gar nicht so versteckt liegt, wie sie zunächst dachten.

Das Thrillerdebüt von Emily Rudolf fällt zunächst wegen der Farbgestaltung des Covers und des knalligen Farbschnitts auf. Der Klappentext verrät sofort, dass es sich um ein Locked-Room-Setting handelt, was keine neue Idee ist, sich aber je nach Handlung und Schreibstil super für einen spannenden Pageturner eignet.

Die Anzahl der Personen ist begrenzt. Victoria und ihre fünf Begleiter, sowie vier Mitarbeiter des Retreats. Trotzdem ist es mir lange Zeit schwer gefallen die Gäste auseinander zu halten. Das lag wahrscheinlich daran, dass sie alle nicht besonders sympathisch und gefühlt alle „schlechte Menschen“ sind, wodurch auch keine Unterteilung in „gut“ und „böse“ hilft. Zum Glück gibt es in der hinteren Klappe des Buches eine Kurzvita der Charaktere. Dort habe ich anfangs des Öfteren einmal nachgeschaut.

Dass die Charaktere unsympathisch sind, ist von der Autorin aber sicherlich so gewollt. Sie lässt uns hinter die Scheinwelt einer Influencerin blicken und das ist hier schon ziemlich krass. Obwohl es teilweise langjährige Freundschaften sind, scheint es zwischen den Figuren trotzdem nur Neid, Missgunst, Betrug, Hass- oder Rachegefühle zu geben. Das passt aber wieder zur Geschichte, denn man traut eigentlich jedem alles zu und ich hatte eine falsche Person in Verdacht den Mord verübt zu haben.

Die Geschichte wird aus mehreren Perspektiven erzählt und es gibt zwei Zeitebenen, welche perfekt ineinandergreifen. Zum einen gibt es einen Countdown, der ab 37 Stunden bis zum Mord aus der Vergangenheit berichtet, und dann gibt es die Gegenwart ab dem Mord. Wie gesagt springt die Autorin zwischen diesen Zeiten, aber oft wird das Geschehen aus der Vergangenheit in der Gegenwart wieder aufgenommen. Dadurch entstehen neue Mordmotive, neue potentielle Verdächtige oder auch Unschuldsvermutungen – wobei hier niemand wirklich unschuldig ist.

Fazit: Mich hat der Thriller gut unterhalten. Die Figuren sind zwar nicht sympathisch, aber diese Charaktere möchte man eh nicht als Freunde haben. Es gab ein paar tolle Twists, interessante Mordmotive und reichlich Verstrickungen und Verdächtige. Ich bin gespannt, was nach diesem Debüt folgen wird.