Spannender Thriller im Influencer-Kosmos

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kolibri Avatar

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Das Cover von Emily Rudolfs "Die Auszeit" hat mich direkt angesprochen. Das Cover, das einen modernen und luxuriösen Rückzugsort an einem See in der Natur zeigt, der auf dem Bildschirm eines Smartphones reflektiert wird, stellt für mich sehr gelungen die Verbindung zwischen der Darstellung der Protagonistin Viktoria Kaplan als Influencerin in den sozialen Medien und dem eigentlich geplanten erholsamen Wochenendtrip in einem abgelegenen Luxus-Retreat dar.

Der Thriller spielt in einem Setting der "Reichen und Schönen", größtenteils bedingt durch die Arbeit der Protagonistin als erfolgreiche Influencerin. Die Figuren des Buches, insbesondere die Freundesgruppe, aber auch Pierre, der Besitzer des Luxus-Retreats, wirken zum Teil etwas abgehoben und oberflächlich. Ein Hauptthema des Buches ist die Selbstdarstellung und -inszenierung. Ich persönlich fand diesen Einblick in eine ganz andere Lebenswelt zwar sehr spannend und interessant, aber es war für mich dadurch auch schwierig, mich in die Figuren hineinzuversetzen und eine Beziehung zu ihnen und ihren Problemen aufzubauen.

Trotzdem unterziehen sich die Figuren im Laufe der Geschichte einigen Wandlungen, und wie in dieser Art von Büchern üblich, erfährt der Leser nach und nach mehr über ihre Geheimnisse, Probleme, Konflikte und Gefühle. Dabei konnte ich trotzdem wenig Bezug zu der Protagonistin Viktoria Kaplan aufbauen, zu einigen ihrer Freunde und auch zu Pierre ist das deutlich besser gelungen.

Den Schreibstil von Emily Rudolf finde ich insgesamt sehr angenehm zu lesen. Die Beschreibungen sind detailliert, und das Buch lässt sich sehr gut und flüssig lesen. Ich bin jedoch etwas zwiegespalten bezüglich der Struktur der verschiedenen Kapitel. Die Kapitel sind aufgeteilt auf zwei verschiedene Zeitstränge: Einer davon beschreibt die Zeit nach der Tat, der andere beginnt einige Zeit vor dem Mord, als die Gäste im Retreat eintreffen. Der Wechsel zwischen den beiden Zeitsträngen hat mir einerseits ganz gut gefallen, weil er dazu beiträgt, die Spannung weiter aufzubauen und aufrechtzuerhalten. Andererseits fand ich die Zeitsprünge für den Lesefluss bisweilen etwas störend, und ich hatte mehrmals das Gefühl, dass ich eigentlich in dem anderen Zeitstrang weiterlesen wollte und daher auf das Kapitel nicht so sehr Lust hatte. Dennoch kann ich nachvollziehen, warum die Autorin sich für diese Technik entschieden hat, und ich stimme zu, dass dies zum Spannungsaufbau beiträgt.

Fazit: Ich finde den Thriller durch das Setting im Leben einer Influencerin sehr spannend. Einige Entwicklungen fand ich etwas vorhersehbar, andere haben mich jedoch auch überrascht. Alles in allem habe ich "Die Auszeit" sehr gerne gelesen und kann sie Lesenden empfehlen, die sich für eine spannende, kurzweilige Lektüre im Influencer-Kosmos interessieren.