Unterhaltsam und aktuell, aber leider recht "glatt" und nichtssagend...!

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duenefi Avatar

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"Die Auszeit" von Emily Rudolf ist als Taschenbuch mit 480 Seiten bei Fischer Scherz erschienen.
Das Cover hatte mich in erster Linie durch die außergewöhnlichen Farben in seinen Bann gezogen und der Klappentext war ebenfalls ausgesprochen vielversprechend, wenn es auch derzeit eine Fülle an Thrillern mit ähnlicher Thematik gibt.

Die bekannte Influencerin Viktoria Kaplan will mit ihren fünf engsten Vertrauten, die ebenfalls sehr aktiv in Sachen Social Media sind, ihren Erfolg und das Leben feiern und hat sich dafür ein abgeschiedenes Luxus-Retreat in den Alpen ausgesucht. Aber aus Glanz, Glamour und strahlenden Werbepostings wird schnell eine üble, vergiftete Atmosphäre voller Neid und Misstrauen, ganz überraschend gibt es ein Unwetter, dass das Retreat von Strom und Mobilnetz abschneidet und bald gibt es auch eine Leiche...

Ins Buch hineinzukommen ist mir ausgesprochen leicht gefallen und die Grundatmosphäre sowie der schleichende Wandel der Stimmung erzeugten ein unterschwelliges Prickeln bei mir. Auch die detaillierten Beschreibungen des Luxusretreats und der Aufbau des Settings insgesamt haben mir sehr gefallen.
Emily Rudolf schildert das Geschehen aus unterschiedlichen Perspektiven und Zeitebenen.
Jedoch wurde dann der Spannungsbogen leider nicht gehalten, im Gegenteil, jegliches Aufkeimen von Spannung wurde häufig direkt wieder erstickt, indem Situationen sehr schnell aufgeklärt wurden.

Die einzelnen Charaktere passen durch ihre Oberflächlichkeit und ihre Egozentrik zwar super zum Thema und den Meinungen bzw. Vorurteilen, die die Allgemeinheit für Influencer & Co. übrig hat, jedoch bleiben sie alle leider recht flach und wirken dadurch nicht nur unsympathisch, sondern auch zu glatt und wenig individuell.

Zwar spielt die Autorin durchaus diverse Psychospielchen mit ihrer Leserschaft und teilweise war es durchaus nervenaufreibend, dass man Jedem und Allem misstrauen musste - nachdem ich dann aber für einige Passagen ausgesprochen lange gebraucht habe, die sich ziemlich dahinzogen, konnte mich dann auch das Ende leider nicht mehr wirklich abholen.

Vielleicht bin ich mit 50+ auch einfach nicht mehr die Zielgruppe dieses Thrillers - ich kann ihn jedenfalls nicht uneingeschränkt weiterempfehlen, sondern nurmehr an Leserinnen und Leser, die leichte Unterhaltung mit einer schönen Atmosphäre und einem tollen Setting, aber egozentrischen, oberflächlichen Protagonisten bevorzugen.