Für mehr Harmonie im Zwischenmenschlichen

Voller Stern Voller Stern Voller Stern Voller Stern Voller Stern
elke seifried Avatar

Von

„Ich konnte gar nicht genau sagen, wann es angefangen hatte, zwischen Chris und mir anders zu werden. Und ich konnte noch nicht einmal genau benennen, was eigentlich unser Problem war. [,,,] Chris war mir immer mehr abhanden gekommen. Die Nähe, die uns einmal verbunden hatte und nach der ich mich sehnte, war nicht mehr da. Wir lachten kaum noch miteinander, berührten uns nur noch selten.“ Ein gemeinsames Wochenende in den Bergen soll genau dem Abhilfe verschaffen, gemeinsam Zeit verbringen, ganz ohne Kinder, wie früher beim Wandern, nur die beiden. Statt zu wandern steht Chris allerdings der Sinn nach Mountainbiken, so sehr hat sich der sich nämlich darauf gefreut, endlich wieder einmal Zeit für sein Hobby zu haben. Für sie bedeutet das, „In diesem Moment implodierte die Hoffnung, die ich in dieses Wochenende gesetzt hatte, und die Bilder, die ich mir davon ausgemalt hatte, zersprangen in Tausende kleine Splitter.“ Enttäuschte Erwartungen, ein Streit…
Als Leser wird man Zeuge von diesem und darf dann die Frau, die aus diesem heraus alleine zu der geplanten Wanderung aufbricht, begleiten. Man darf mit ihr den weisen, alten Mann kennenlernen, erhält von diesem viele Denkanregungen und Tipps für mehr Verständnis, Achtsamkeit und Liebe. Mehr will ich gar nicht verraten.

Dieses Buch hat die Kraft, Ihre Beziehung zu bereichern.“ Mit diesem Slogan wird das Buch beworben und ein prima Ratgeber für Beziehungen, nicht nur Ehen bzw. Partnerschaften in der Krise, ist dieser Roman dank der vielen Denkimpulse, die der alte Mann gibt, tatsächlich. Der Leser wird so auf gelungene Art und Weise auf Fehler in der zwischenmenschlichen Kommunikation aufmerksam gemacht und bekommt allerhand Tipps, wie er diesen ein Schnippchen schlagen kann. Denkschablonen ablegen, wieder genauer hinsehen, wie die Vögel die Perspektive wechseln, das 4-Ohren Modell nach Schulz von Thun sind nur einige Beispiele dafür. Auch wenn mir vieles eigentlich klar und bekannt war, bin ich froh, dass es mir beim Lesen einmal wieder bewusst ins Gedächtnis gerufen wurde, geht bei mir doch im Alltagstrott leider auch immer wieder etwas unter davon.

Der leicht verständliche Schreibstil bedient sich vieler Bilder und Vergleiche und ist sehr anschaulich. Ich habe das Büchlein, die Geschichte unheimlich gerne gelesen, konnte mich stets gut in die Frau hineinversetzen und so konnte der alte Mann nicht nur sie, sondern auch mich zum Nachdenken bringen. Super gut haben mir auch die tollen Landschaftsbeschreibungen gefallen. Ich hatte das Gefühl mit auf die Wanderung gehen zu dürfen, hatte die bunte Blumenwiese vor Augen, die Angst beim steilen Anstieg fast selbst gespürt.

Die Frau ist authentisch dargestellt, wirkt mit ihren Emotionen einfach echt. Der weise Mann konnte mich gefangen nehmen, nicht zuletzt, weil er bei seinen Denkanregungen, die selbst zur Erkenntnis finden lassen, nie oberlehrerhaft daherkommt und er auch seine Schwächen preisgibt. Chris, der Ehemann spielt eine kleine Nebenrolle, aber auch diese ist für den kurzen Roman gelungen gezeichnet.

Besonders lobend erwähnen möchte ich auch noch das Layout des Büchleins. Vielfältige kleine, teilweise auch ganze Seiten einnehmende, bunte Illustrationen im Stil derer auf dem Cover, erfreuen beim Lesen das Auge. Es ist einfach nur schön, wenn sich beim Besuch einer Blumenwiese auch Blümchen um den Text ranken, oder Vögel durch die Seiten fliegen, wenn es um den Wechsel der Perspektive geht.

Alles in allem ein warmherziger Roman, der das Miteinander harmonischer macht und sich aufgrund seiner schönen Illustration sicher auch prima als Geschenkbüchlein eignet. Für mich fünf Sterne.