Der Zombie-Roman der anderen Art!

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Das Buch beginnt aus der Sicht eines 10-jährigen Mädchens namens Melanie. Melanie lebt unter seltsamen Umständen denn ihre Welt besteht nur aus einem Keller mit mehreren Räumen, einem davon ein Klassenraum. Sie hat eine Zelle in diesem Keller und wird stets bewacht. Zum "Unterricht" mit verschiedenen Lehrern wird sie von Soldaten geführt, immer fixiert an einem Rollstuhl. Einmal in der Woche gibt es die "Fütterung" und die Dusche mit chemischen Mitteln.

Nach und nach erfährt man, dass Melanie kein normales Mädchen ist und die anderen Kinder in den Zellen auch nicht. Sie sind Hungernde - Menschen, die von einem Parasit befallen sind, der ihr Gehirn zerstört. Dieser Parasit sorgt dafür, dass sein Wirt ihm Futter liefert und keinen eigenen Willen mehr hat. Der Wirt stirbt innerlich, seine Hülle geistert umher, stetig auf der Suche nach Fleisch um den Parasiten am Leben zu erhalten.

Einzig die Lehrerin Miss Justineau erkennt, dass diese Kinder nicht wie die anderen Hungernden sind sondern sehr wohl eine eigene Gefühlswelt und Erinnerungen haben. Sie sind Kinder, die es irgendwie geschafft haben, sich nicht vollständig vom Parasiten ausschalten zu lassen. Nur ihren Hunger haben sie dennoch nicht unter Kontrolle.

Als es einen Überfall auf den militärischen Stützpunkt, der die Zellen beinhaltet, gibt, flieht Miss Justineau mit Melanie. Auch eine Wissenschaftlerin, die Melanie sezieren wollte, sowie 2 Soldaten fliehen mit den beiden. Und so begeben sich die 5 ungleichen Flüchtlinge zusammen in das Land der Hungernden, auf der Suche nach einem Unterschlupf und der Erkenntnis, wie man die Menschheit vielleicht doch noch retten könnte.

Eigentlich steh ich überhaupt nicht auf Zombies. Ich meine es gibt schon coole Zombie-Filme und Zombie-Walks finde ich auch witzig aber als Buch? Es ist halt irgendwie so gar nicht realistisch. Aber gerade deswegen finde ich "Die Berufene" wirklich sehr sehr gut gelungen. Es geht eben nicht einfach nur um Zombies, Untote die warum auch immer nicht gestorben sind als sie es eigentlich gesollt hätten. Nein, die "Hungernden" sind nicht ohne Grund so wie sie sind. Und dieser Grund ist alles andere als unrealistisch.

Der Parasit, der die Hungernden befällt, nennt sich Ophiocordyceps und ist uns auch heute schon ein Begriff. Er nistet sich gerne in Ameisen ein, übernimmt die Kontrolle über deren Gehirn und befielt dem Tier, sich auf den höchsten erreichbaren Punkt einer Pflanze zu begeben. Dann bricht er aus dem Körper der Ameise hervor und verbreitet durch die Luft seine Sporen um möglichst viele andere Wirte zu befallen.
Dieser Pilz ist also mutiert und macht es sich in "Die Berufene" nun auch in menschlichen Körpern gemütlich.

Das ist für meinen Geschmack leider sehr realistisch und genau das ist der Punkt, wieso ich dieses Buch wirklich gut finde. Ich war beim Lesen fasziniert und abgestoßen, gespannt und angewiedert zu gleich. Das ist eine sehr explosive Mischung und sie hat mich dazu gebracht, das Buch zu verschlingen.

Leider gibt es zwischenzeitlich aber auch einige Längen, die ich nicht leugnen kann. Ich denke 100 Seiten weniger hätten dem Buch auch nicht weh getan. Es wird aus verschiedenen Sichtweisen berichtet, unter anderem aus der Sicht von Wissenschaftlerin Caldwell, die ich sehr unsympathisch finde und die sich im Buch auch sehr wissenschaftlich und kühl präsentiert. Die vielen Fachbegriffe und Erklärungen hätten meiner Meinung nach nicht sein müssen. Auch erschienen mir die Charaktere abgesehen von Miss Justineau und Melanie ein wenig blass, etwas mehr Details hätten nicht geschadet.

Alles in allem war "Die Berufene" aber wirklich ein sehr spannender Abstecher in die Horror-Zombie-Endzeit-Welt. Passenderweise habe ich das Buch auch noch an Halloween zu Ende gelesen.

Die Auflösung finde ich auch sehr gut gelungen und so kann ich dieser kurzweiligen Spannungskanone 4 von 5 Sternen geben.