Die Berufene – ein Neuanfang besonderer Art

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stefan_c Avatar

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Cover:
Das Cover wird dominiert durch die in schwarz gehaltene Rückansicht eines Mädchens, es hat die Arme ausgebreitet, als ob sie jemanden Empfangen möchte. Die Farbe des Covers ist vollflächig Orange, zusammen mit dem Mädchen in schwarz allerdings nicht unbedingt ansprechend.

Inhalt:
Das Buch ist anfangs aus der Sicht der 10 jährigen Melanie geschrieben. Sie lebt in einem Art Bunker, in einer kargen Zelle in einem langen Flur, zusammen mit 38 anderen Kindern. Ihr „Gebäude“ wird als „Block“ bezeichnet und liegt auf dem Militärstützpunkt „Hotel Echo“ im Bezirk 6, fünfzig Kilometer von London und hundertzwanzig Kilometer nördlich von Beacon.
Melanie hat so gut wie keinen Kontakt zu ihren Mitbewohnern. Alle tragen weiße Kleidung und werden bevor sie die Zelle verlassen an einen Rollstuhl gefesselt. Von Montag bis Freitag werden sie von wechselnden Leuten, in einem weiteren Raum auf dem Flur, unterrichtet. Auch dabei sind sie komplett an den Rollstuhl gebunden, selbst der Kopf wird fixiert, so dass kein Blickkontakt zu anderen stattfinden kann. Melanie genießt diese Unterrichtsstunden und kann sich sehr viele Zahlen und Fakten einprägen, merkt aber bald, dass diese evtl. nicht mehr aktuell sind.
Von all ihren Kontaktpersonen ist ihr Miss Justineau am liebsten, da sie ein weniger zugänglicher ist als der Sergeant Parks und seinen Gehilfen. Sie verliebt sich geradezu in ihre Lehrerin, da sie im Gegensatz zu den anderen Lehrern Gefühle für andere, aber im Besonderen für Melanie zeigt.
Samstags ist der schlimmste Tag der Woche, es findet kein Unterricht statt und die Kinder langweilen sich in ihren, mit lauter Musik beschallten Zellen. Sonntags werden die Kinder geduscht, nicht mit Wasser und Seife sondern mit Chemie, diese brennt auf der Haut und lässt die Augen anschwellen. In diesem Duschraum bekommen sie auch zu essen. Aber sie bekommen keine herkömmliche Nahrung oder etwas zu trinken, sondern proteinhaltige Maden decken den kompletten Bedarf ab.
Der Militärstützpunkt wurde gegründet nachdem die Bevölkerung von einem Pilz infiziert und zu den s.g. Hungernden mutierten. Der Pilz greift die Hirnstrukturen an, lässt die Menschen sich in blutrünstigen „Zombies“ verwandeln, die nur noch auf Gerüche von nicht Infizierten und schnellen Bewegungen reagieren. Ansonsten verharren sie in einer Bewegungslosigkeit und können lange Zeit ohne Nahrung auskommen.
Dr. Caldwell forscht seit Jahren auf dem Stützpunkt nach einer Lösung für das große Problem und zögert auch nicht die Kinder (Kinder von Hungernden) auf dem Stützpunkt zu sezieren. Gerade als sie Melanie sezieren will wird die Basis von einer Meute von Hungernden und Schrottwühlern angegriffen und praktisch überrannt. Schrottwühler sind wahre Überlebenskünstler, nicht infiziert und nur auf ihr Überleben bedacht.
Sergeant Parks, Dr. Caldwell, Miss Justineau, Melanie und einem jungen Soldaten gelingt die Flucht vor den Angreifern und sie machen sich auf einen langen, gefährlichen Weg nach Beacon.
In London, mittlerweile bis auf einige Hungernde ausgestorben, sehen sie wie sich der Pilz in Menschen weiterentwickelt hat und Melanie begreift......

Mehr möchte ich an dieser Stelle nicht erzählen...

Fazit:
Die ersten Seiten des Buches „Die Berufene“ lassen den Leser im Unklaren warum Kinder unter solchen Bedingungen eingesperrt sind. Als die „Hungernden“ erwähnt werden kommen einem sofort Zombies in den Sinn und das man solche „alte“ Geschichten schon (zu) oft gesehen oder gelesen hat. Doch die Geschichte ist keine „Zombies reloaded“, sondern hat eine eigene Geschichte, interessant aufgebaut und hat mit den alten „Zombies“ nur wenig zu tun.
Das Buch ist gut und stimmig aufgebaut, die Sichtweise einzelner Personen, deren Beweggründe, Ängste und Handlungsweisen geben ihnen ein Gesicht und lassen nachvollziehen was sie bewegt und warum sie an ihren Zielen festhalten wollen.
M. R. Carey Schreibstil ist flüssig und doch auf das wesentliche reduziert. Er zeichnet ein düsteres Bild einer Zukunft, die man sich gut vorstellen kann. Mit Seuchen, Umweltkatastrophen, Hungersnöten, Kriegen, etc. werden wir auch heute immer wieder konfrontiert.