Neue Menschheit

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simone1711 Avatar

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Melanie ist ein Mädchen von 10 Jahren und hat auch die Gedanken eines kleinen Mädchens. Aber sie ist eine tickende Zeitbombe, gefährlich genug für "normale" Menschen, um nur unter strengen Sicherheitsvorkehrungen mit ihnen verkehren zu dürfen. Sie lebt in einem Hochsicherheitstrakt mit anderen Kindern ihrer Art. Jedes hat seine eigene Zelle. Kontakt untereinander ist streng verboten. Während des Unterrichts sind sie an Rollstühle gefesselt, den Kopf genauso fest angebunden wie Hände und Füße. An den Wochenenden läuft laute Musik, die eine Unterhaltung von Zelle zu Zelle unmöglich macht. An den Wochenenden finden auch die verhassten Chemieduschen statt und die Fütterung, bestehend aus einer Schüssel Maden. Mehr brauchen diese speziellen Kinder nicht. Und immer mal wieder sind manche Kinder von heute auf morgen nicht mehr da...

Melanie lebt im Prinzip nur für die Unterrichtsstunden bei Miss Justineau. Sie hegt eine schwärmerische Zuneigung zu ihr, die von der Lehrerin auch gefördert wird. So steht sie als "guter Bulle" da, im Gegensatz zu anderen dort Beschäftigten, wie etwa Seargeant Eddie Parks, der die Kinder fürchtet und verabscheut, und auch keinen Hehl daraus macht. Schließlich sind sie im Prinzip nichts weiter als Laborratten und sollen auch psychologisch begutachtet werden, was Justineaus Aufgabe ist. Und doch verliert sie nach und nach die professionelle Distanz, vor allem zu Melanie, die eine Art Genie ist.

Aufgewachsen sind die Kinder sozusagen in der freien Wildbahn, wo die "Hungernden" und die Schrottwühler ihr Unwesen treiben. Die Hungernden wurden von einer Art Pilz befallen, der ihr Gehirn zerstört und diese Art tumber Fressmaschine aus ihnen macht, die man als Zombie kennt. Der Körper zerfällt, übrig bleibt nur der Trieb zu fressen, der vom Pilz ausgelöst wird. Die Schrottwühler sind nicht-infizierte Menschen, die nach eigenen Regeln versuchen zu überleben. Im Gegensatz zu den Hungernden, bei denen der Pilz das Gehirn abtötet, sind die Kinder, die man fängt und zu Forschungszwecken einsperrt, imstande zu lernen. So sind sie zwar verwildert und können nicht sprechen, lernen dies aber schnell, genau wie sie alles andere schnell lernen. Auf den Geruch menschlicher Haut reagieren sie jedoch auch mit einem unkontrollierbaren Fresstrieb - der Pilz, der aus ihnen spricht. Seargent Parks demonstriert dies Helen Justineau sehr deutlich als er sie dabei ertappt, wie sie Melanie als reine Geste der Zuneigung berührt.

Dr. Caroline Caldwell hält sich für diejenige, die das Geheimnis der Kinder ergründen kann. Also "zerlegt" sie sie in ihrem Labor um herauszufinden, warum sie anders sind, und der Pilz nicht komplett von ihnen Besitz ergreift. Für sie sind sie keine menschlichen Wesen mehr, Mitleid ist fehl am Platz. In einer exklusiven Forschungseinrichtung, die die Seuche eindämmen sollte, wurde sie nicht aufgenommen, und nun will sie beweisen, welche Fehlentscheidung das war. In gewisser Hinsicht ist sie einer Art Wahnsinn verfallen. Und Melanie steht als Forschungsobjekt an oberster Stelle...

Gerade als Caldwell eine neue Spur verfolgen und dazu Melanie sezieren will, was Justineau zu verhindern versucht, wird die Basis von Schrottwühlern angegriffen, die sich die Hungernden als Waffe zunutze machen und sie vor sich hertreiben. Caldwells Assistentin wird aufgefressen, Justineau und Caldwell gelingt die Flucht, dabei zieht die Forscherin sich schwere Verletzungen an den Händen zu, wird aber nicht infiziert. Melanie rettet Miss Justineau vor zwei Schrottwühlern, indem sie sie frisst - sie kommt gegen den Trieb nicht an und schämt sich hinterher dafür. Auch Seargent Parks schafft es zu entkommen, zusammen mit einem unerfahrenen Soldaten namens Gallagher. Die Truppe flieht mit einem defekten Fahrzeug vor den Schrottwühlern und Hungernden. So wirklich traut sich nun keiner über den Weg. Caldwell überlegt dauernd, wie sie Melanie zu Forschungszwecken in die Finger bekommt, Justineau will dies verhindern, und Parks ist Melanie gegenüber auch eher feindlich gesonnen, weil er nicht glaubt, dass sie ihren Fresstrieb unter Kontrolle bekommt.

Auf der gefährlichen Flucht nach London bekommt Melanie nach und nach die Möglichkeit sich zu beweisen, und so nähern sie und Parks sich zunehmend an, bis er sie sogar als menschliches Wesen betrachtet. Dafür wird Caldwell immer wahnsinniger in ihrem Versuch die Menschheit zu retten, was auch mit einer Blutvergiftung zusammenhängt. Sie finden in London eine riesige Manifestation des Pilzgeflechts, die aus den zusammengebrochenen Körpern der Hungernden wächst. Schutz finden sie in einer mobilen Forschungsstation, einem riesigen LKW. Eines Tages bittet Melanie um Ausgang weil sie fürchtet, die Kontolle zu verlieren wenn sie sich nicht nähren kann. Dabei entdeckt sie weitere Kinder ihrer Art, will dies jedoch den anderen nicht sagen, damit Caldwell sie nicht in die Finger bekommt. Also erfindet sie eine Geschichte von Schrottwühlern, die dort eine Art Trainingslager errichtet haben. Gallagher bekommt danach solche Angst, dass er allein zu fliehen versucht und den verwilderten Kindern in die Hände fällt... Auch Caldwell bekommt es mit ihnen zu tun, versucht sie zu fangen und muss dann im LKW fliegen. Die anderen, die Gallagher gesucht haben, lässt sie zurück. In der Nacht verschanzen sich Parks und Justineau auf einem Dachboden, umzingelt von Untoten, während Melanie das riesige Pilzgewächs erkundet. Durch einen Trick bringt sie Caldwell dazu, den LKW zu öffnen und ihr ein paar Fragen zu beantworten. Danach weiß Melanie, was zu tun ist. Die Menschheit, wie man sie kannte, wird es danach nicht mehr geben...

Insgesamt hat mir das Buch gut gefallen, es war in einem angenehmen Stil geschrieben und insgesamt recht schlüssig. Ein wirkliches Happy End war sowieso nicht zu erwarten, insgesamt wurden auch die zwischenmenschlichen Beziehungen eher nüchtern gehalten. Um Caldwell wird es keinem wirklich leid tun, aber wer mir sehr ans Herz wuchs waren Parks und Gallagher. Das fand ich bei einer solchen Story, in der eher Wissenschaftliches eine Rolle spielte, doch bemerkenswert. Es hat dem Ganzen doch ein wenig Warmherzigkeit verliehen, was angesichts einer solchen Apokalypse, in der Menschen gefressen werden oder als Nährboden für ein Pilzgeflecht enden, nicht ganz einfach ist. Insgesamt ist es definitiv lesenswert und spannend.