Rezension zu "Die Berufene" von M. R. Carey

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anman1 Avatar

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Der Roman "Die Berufene" wurde von M. R. Carey geschrieben und erschien im Oktober 2014 im Knaur Verlag. Ich würde das Buch in die Gattung der Horrorliteratur einordnen, da es viele Elemente einer Horrorgeschichte aufweißt.

Der Roman spielt im England der Zukunft. Seit der Pilz sich vor 20 Jahren heillos ausgebreitet hat und immer mehr Menschen in eine Art lebende Toten verwandelt hat, ist England und die restliche Welt hauptsächlich von den sogenannten "Hungernden" bevölkert. Die "Hungernden" sind tote Menschen, zumindest ihr Gehirn ist technisch gesehen tot, die durch den Pilz kontrolliert werden. Sie haben keine Persönlichkeit mehr und wie der Name schon vermuten lässt, hungern sie nach menschlichem Fleisch, um so den Pilz immer weiter zu verbreiten. Wenn sie einen Menschen gerochen haben, dann können sie ihn auch über hunderte Kilometer verfolgen bis sie ihn gefasst haben.
Frei von Infizierten ist in England nur die Stadt Beacon, die vor Flüchtlingen nur so überquillt. Um ein Heilmittel zu finden, hat Dr. Caldwell weit genug von Beacon entfernt eine Militärbasis von Hungernden befreien lassen und dort ihre Forschungsstation aufgebaut. Dort lässt sie ihre Testobjekte hinbringen. Ihre Testobjekte sind infizierte Hungerndenkinder, die jedoch komplett anders sind als normale Hungernde. Sie geraten zwar auch in einen Fressrausch, wenn sie Menschen riechen, aber sie sind über weite Strecken in der Lage sich zu kontrollieren. Desweiteren sind sie zu erstaunlichen intelektuellen Leistungen im Stande und sie können so wie normale Menschen interagieren und sich ausdrücken.
Melanie ist eines dieser Kinder. Sie ist ausgesprochen klug, hat aber noch eindeutig das Verhalten und die Bedürfnisse eines Kindes. Melanie kennt nur ihre Zelle und das Klassenzimmer, Melanies Welt. Ihre Lieblingslehrerin ist Miss Justineau. Helen Justineau scheint sie auch zu mögen.
Dr. Caldwell hofft aber lediglich auf ein Heilmittel gegen den Pilz zu finden. Dafür untersucht sie die Gehirne einiger Kinder, um Erkenntnisse zu gewinnen.
Aber die Situation auf der Militärbasis gerät außer Kontrolle, als eine Gruppe von "Schrottwühlern" eine riesige Horde Hungernde in Richtung Militärbasis treiben. Schrottwühler sind nicht nach Beacon geflohen, sondern trotzen den Hungernden. Der Angriff kommt sehr überraschend.

Nun möchte ich im Folgenden auf den Sprachstils des Autors eingehen.
Die Perspektive des Erzählers wechselt in regelmäßigen Abständen und ermöglicht dem Leser einen Einblick in die Gedanken der Figuren. Die wechselnde Perspektiven geben dem Leser die Möglichkeit, die Figuren gut kennen zu lernen und Stückchen für Stückchen immer mehr über sie zu erfahren. Dabei lernt man auch die Vorgeschichte ein Stück weit kennen.
Der Schreibstil beziehungsweise die Wortwahl passt sich dabei der Perspektive des jeweiligen Charakters an. So wird die Sprache automatisch wissenschaftlich neutral, wenn der Erzähler in die Sichtweise von Dr. Caldwell schlüpft. Das macht den Roman für den Leser sehr abwechslungsreich.
Aber allgemein fehlt es in dem Roman für mich an Spannung. Spannende Momente gibt es nur hin und wieder. Der Schreibstil ist auch eher langatmig , das heißt die Sätze haben oft zu viele Nebensätze, was auch den gruseligsten Moment den Schrecken nimmt. Hier hätte ich mir eine deutlich elegantere Lösung gewünscht. Die Sprache ist dafür aber gut verständlich und war leicht zu lesen. Sie hat keine Probleme bereitet. Die Handlung ist in sich schlüssig, wobei ich die wissenschaftliche Seite nicht bewerten kann.

Im Gesamten stimmt das Konzept des Buches aber. In die Figuren kann man sich wunderbar hineinversetzen. Das Lesen des Buches hat mir viel Spß bereitet, was für mich der Hauptzweck eines Buches ist. Schade fand ich nur, dass die Spannung leider ein wenig gefehlt hat.
Vom Lesen des Buches würde ich aber keineswegs abraten, da die Charaktere und der Plot wunderbar durchdacht sind. Da kann ich auch über die etwas fehlende Spannung hinwegsehen und eine Leseempfehlung aussprechen.