Ermöglicherin des Glücks

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elohym78 Avatar

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Als Miranda und Rosemary mit ihrer Mutter zu der U-Bahn Station Bethnal Green gehen, halten sie die alte Dame für verwirrt. Ständig faselt sie von einer Bibliothek. Dabei stehen sie in einer U-Bahn Station! Doch als zwei Mitarbeiter ihr Briefe und ein Interview anbieten, ahnen die beiden langsam, dass an dem Gerede ihrer Mutter eventuell doch etwas dran sein könnte.
In den Wirren des 2. Weltkrieges gelingt es Clara, einen Großteil der ausgebombten Zentralbibliothek in den U-Bahnschacht Bethnal Green zu retten. Dort haucht sie den Büchern neues Leben ein und erfreut sich an jedem Leser, der in diesen schrecklichen Tagen den Weg zu ihr findet. Gemeinsam mit ihrer Freundin und Kollegin Ruby, schenkt sie den Bewohnern von Bethnal Green und vielen anderen ein Stückchen Hoffnung, Vergessen und Glück.

Das Cover zeigt Clara, die in ihrer kleinen Bücherei sitzt, ein Buch in Händen hält und versonnen, ja hoffnungsvoll durch den Gang blickt. Das Bild ist voller Farben, voller Leben und Hoffnung und hat mich sofort angesprochen. Ich finde es hell, freundlich und einfach wunderbar. Zusammen mit dem Klapptext war es ausschlaggebend, dass ich zu diesem Buch gegriffen habe.

Kate Thompson hat einen unfassbar warmen und gefühlvollen Schreibstil, der mir sofort unter die Haut ging. Wie ein Decke umhüllten mich die Geschehnisse und trotz des Schmerzes, der Trauer und der Grausamkeit des Krieges, gelang es der Autorin, mir ein Lächeln ins Gesicht zu zaubern und meine Augen voller Freude glänzen zu lassen. Denn was gibt es schöneres, als die Welt der Bücher zu nutzen, um Grausamkeiten zu vergessen, bzw. für einen Moment fliehen zu können, um neue Kraft und Mut zu tanken. Clara und Ruby sind zwei Bibliothekarinnen, die den Menschen genau dies schenken. Die Autorin schafft ein Gegengewicht zu der Bösartigkeit und Grausamkeit des Zweiten Weltkriegs, in dem sie kleine Momente der Ruhe und des Glücks aufzeigt. Leider nur kleine Momente, die Kraft zum Weitermachen geben, denn der Krieg ist noch nicht vorbei. Die Schilderungen ob der Geschehnisse berührten mich zu tiefst und mir wird immer wieder aufs Neue bewusst, was einzelne geleistet haben, um die Grausamkeiten zu überstehen, bzw. für alle erträglicher zu machen. Immer wenn ein Moment des grenzenlosen Glücks ist, folgt auch schon wieder ein Tiefschlag, der noch verheerender als der vorherige zu sein scheint. Kate Thompson berichtet von außergewöhnlichen Frauen, die das Leben wieder lebenswert machten.

Im Mittelpunkt der Geschehnisse steht die junge und doch schon vom Leben gezeichnete Kinderbibliothekarin Clara. Schon zu beginn des Zweiten Weltkriegs Witwe geworden, kämpft auch sie mit den Folgen der Grausamkeiten. Ihr ist es zu verdanken, dass in den unterirdischen Gängen der U-Bahn Station Bethnal Green ein Teil der Zentralbibliothek ein neues Zuhause finden konnte. Sie rettete eine Vielzahl von Büchern aus dem ausgebombten Gebäude und lotst kleine und große Leser in ihre Welt. In eine Welt voller Abenteuer, Liebe, Aufregung und Kriminalistik. Clara schafft es, für jeden eine Zuflucht zu bieten. Dabei verliert sie sich fast selber aus dem Blick.
Fast zumindest, denn ihre Freundin und Kollegin Ruby nutzt die Wirrungen des Krieges, um sich als Frau von den Zwängen der Männer und der Gesellschaft zu befreien. Sie lebt im Rahmen ihrer Möglichkeiten ihre Leidenschaften aus und sprüht förmlich vor Leben, Lust und Leidenschaft. Doch tief im Inneren sieht es anders aus.
Mit diesen wirklich bemerkenswerten Frauen hat Kate Thompson zwei Heldinnen geschaffen, die mit unter die Haut gegangen sind. Sie schaffen ein kleines Stückchen Glück.

Besonders gut haben mir die Überschriften der einzelnen Kapitel gefallen: Alles Zitate von Bibliothekaren, die mich mal zum Schmunzeln, mal zum Nachdenken aber stets zum Innehalten bewegten.

Mein Fazit
Ein bemerkenswert schönes Buch mit Tiefgang!