Lesen für den Sieg

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vero97 Avatar

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2020 besucht eine alte Dame mit ihren erwachsenen Töchtern die U-Bahnstation Bethnal Green. Bei Bauarbeiten an der Station entdeckten Arbeiter deren dort versteckten Briefe, die sie dort vor Ort ausgehändigt bekommt und sie beschießt ihr Schweigen zu brechen.
Hier nun wechseln wir ins Jahr 1944. Der Krieg wütet noch immer und Bomben fallen auf London. Zum Schutz vor selbigen und der daraus resultierenden Wohnungsnot flüchten viele in unterirdische Behausungen. Eine dieser Shelter wurde in der noch im Bau befindlichen U-Bahnstation eingerichtet und bot bis zu 5000 Personen Schutz und eine Schlafmöglichkeit. Aber auch eine Bibliothek ist Teil des Shelters. Diese, von den beiden Freundinnen Clara und Ruby betriebene ist für viele, insbesondere für Frauen und Kinder tatsächlich ein Ort der Hoffnung, und Möglichkeit der Ablenkung.
Selbst vom Krieg gezeichnet setzen Clara und Ruby all ihr Möglichstes daran den Menschen des Shelters zu helfen. Und dies nicht nur mit Büchern, sondern auch mit Mut und Herz. Sei es ein Junge, der durch geschlossene Schule, nie Lesen gelernt hatte, zwei jüdische Mädchen, die um den Verbleib des Vaters bangen, Frauen, die dank fehlender Geburtenkontrolle am Rande ihrer Belastbarkeit stehen und vielleicht sogar Opfer von gewalttätigen Ehemännern werden oder auch die Verluste und Erfahrungen des Krieges, die so viele prägen. Die Schicksale der Menschen, die diese Bibliothek eint, könnten unterschiedlicher nicht sein. Die emotionale Schilderung des damaligen Lebens dieser Personen macht die Handlung sehr spannend und unglaublich nahbar.
Doch man spürt nicht nur das Leid, sondern auch die Kraft und der Mut der diesen Menschen inne wohnte.

Was mir bis zur Lektüre des Buches nicht bewusst war: Die Unterkunft in Bethnal Green gab es wirklich. Auch das Unglück auf den Treppen der Station, bei dem so viele Menschen das Leben verloren geschah tatsächlich. Übrig davon blieb nur eine Gedenktafel. Gut, dass dieses Buch die Geschichte wieder lebendig werden lässt.