Lesen unter der Erde

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tochteralice Avatar

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Und noch viel mehr war im London des Zweiten Weltkrieges möglich, wie wir durch diesen Roman erfahren. Denn der basiert auf der Wahrheit: es gab tatsächlich eine Bibliothek in der U-Bahn-Station Bethnal Green. Und nicht nur das: wie heute in der Ukraine, zogen die Leute dorthin, um sich vor den - damals deutschen - Bomben zu schützen, es gab regelrechte Stockbetten, um die die Ratten huschten.

Hier stehen die beiden Freundinnen Clara und Ruby im Mittelpunkt, die die Bibliothek "wuppen". Und mehr als das: die ausgebildete Kinderbibliothekarin Clara organisiert eine Menge Events nicht nur für Kinder. Es ist eine Menge los dort unter der Erde und auch über die Bibliothek hinaus. Wir erfahren von geflüchteten Kindern, heißen und dramatischen Liebesbeziehungen, wie auch solchen, die sich auf leisen Sohlen entwickeln . Kurzum - stellenweise geht es ziemlich kitschig zu, was mir auch schon mal deutlich zu viel wurde.

Weswegen sich das Buch jedoch unbedingt lohnt: hier wird ganz klar aufgezeigt, wie Menschen im Krieg an ihre Grenzen stoßen, wie sie nicht mehr können, einknicken, Erlebtes nicht mehr verarbeiten können, auch noch lange nach dem Krieg. Ein Roman, der die Menschen so zeigt, wie sie sind bzw. sein können: stark, aber auch sehr, sehr schwach. Und das ist - neben den historischen Details - aus meiner Sicht die eigentliche Stärke dieses Buches!