Unglaublich dicht und eindringlich – einfach wunderbar!

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Ich liebe Bücher über die Liebe zu Büchern und allem, was damit zu tun hat, weshalb ich auch gleich auf den Titel dieses Buches reagiert habe. Doch „Die Bibliothek der Hoffnung“ von Kate Thompson ist keine kitschige Liebeserklärung an das gedruckte Wort, sondern eine unheimlich dicht gewebte und sehr eindringlich beschriebene Geschichte, die auf einer wahren Begebenheit beruht.

Der Text spielt zu Zeiten des zweiten Weltkriegs in England und erzählt die Geschichte der ersten und einzigen unterirdischen Bibliothek – der U-Bahn-Bibliothek Bethnal Green. In einem nicht fertig gestellten U-Bahn-Schacht retten sich tausende Menschen tagtäglich bzw. hauptsächlich nächtlich vor den fallenden Bomben und dort richtet die überaus engagierte junge Bibliothekarin Clara Button mit Hilfe ihrer Kollegin und Freundin Ruby Munroe sogar eine Bibliothek ein. Als LeserInnen werden wir ZeugInnen all der Erlebnisse der Beiden, die weit über einfache Katalogisierung und Verleihung hinaus geht und zudem davon, welche Macht Bücher besitzen, besonders in schweren Zeiten und wie sehr sich Menschen nach guten Geschichten sehnen, aber auch vor ihren Auswirkungen fürchten.

Mich hat der leichte und fließende Schreibstil der Autorin überzeugt, besonders gut gefällt mir aber, dass es ihr gelingt, eine unglaubliche Eindringlichkeit und Tiefe in ihre Wörter zu legen. Mich hat der Text regelrecht mitgerissen und ich bin ganz in dieses sehr harte Leben eingetaucht. Doch ist die Geschichte keineswegs nur von Schicksalsschlägen und Kriegshorror geprägt, es gibt auch wunderbar helle Momente, lustige Szenen und herrliche Leichtigkeit sowie große Gefühle … von allem ist etwas dabei – prall gefüllt und vielseitig, wie das echte Leben!

Ich habe Clara von der ersten Seite an ins Herz geschlossen und auch die eigenwillige und rebellische Ruby mochte ich mit jeder offengelegten Facette ihrer Persönlichkeit immer mehr. Die beiden sind unglaublich hilfsbereit, immer für einander da und verkörpern auch ansonsten viele Eigenschaften, die ich besonders schätze. Ja, sie sind eigentlich zu gut für diese Welt, aber im Krieg sind viele Menschen über sich hinausgewachsen und zur Geschichte passt es sehr gut, so dass ich der Autorin diesen Umstand schnell verziehen habe.

Mir gefällt das Cover mit der nachdenklich in die Zukunft blickenden jungen Frau und all den Büchern, ich mag aber auch den inneren Aufbau sehr, denn jedem neuen Kapitel ist ein Zitat einer realen Person aus dem Bibliothekswesen voran gestellt. Außerdem werden die einzelnen Abschnitte mit den Namen überschrieben, aus deren Sicht erzählt wird.

Besonders beeindruckend ist für mich, dass diese Geschichte auf tatsächlichen Ereignissen beruht. Diese unterirdische Bibliothek gab es wirklich und auch, wenn die meisten Personen der dichterischen Freiheit der Autorin entsprungen sind, ließ es mich noch stärker mit den Protagonisten fiebern, dass ich wusste, dass es Menschen gab, die eventuell ähnliches erlebt und empfunden haben. Im Anhang zum Roman gibt es noch einen Teil, der von den historischen Ereignissen berichtet, was für mich eine hervorragende Abrundung dieses Buches ergibt.

Ich bin absolut begeistert von diesem Buch, das mir neue Einsichten und eine tolle Lesezeit geschenkt hat und möchte es jedem ans Herz legen, der sich ein wenig für das Bibliotheksleben oder auch einfach einen guten Roman interessiert!