Zwischen Büchern, Erinnerungen und Halluzinationen

Voller Stern Voller Stern Voller Stern Voller Stern Leerer Stern
teresa19 Avatar

Von

Die Bibliothek meines Großvaters von Masateru Konishi ist ein stilles, poetisches Meisterwerk. Die Leseprobe entfaltet sich wie ein liebevoll gewebter Faden zwischen Erinnerung, Verlust, Literatur und der Frage, wie wir mit Menschen umgehen, die beginnen, sich selbst zu verlieren. Im Mittelpunkt steht Kaede, deren Großvater an Lewy-Körper-Demenz erkrankt ist. Was sich nach medizinischer Schwere anhört, verwandelt Konishi in eine literarisch hochfeine, berührende Auseinandersetzung mit dem Altwerden, der Macht von Fantasie und der Liebe zwischen Enkelin und Großvater.
Der Schreibstil ist klar und zugleich poetisch, durchzogen von feiner Melancholie und der großen Kraft der kleinen Gesten. Besonders berührend ist die Szene, in der Kaede erkennt, dass ihr Großvater sehr wohl weiß, was mit ihm geschieht und dass er seine Halluzinationen nicht verdrängt, sondern mit Humor und Würde trägt. Die gemeinsame Liebe zur Literatur wird zur Brücke zwischen Realitäten. Ein Roman, der mit stiller Intensität vom Menschsein erzählt.