Die Kunst des Geschichtenerzählens

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Was ist das schlimmste Wort in einem Buch? Für Kaede ist es „mutterseelenallein“, denn sie hat weder Vater noch Mutter, nur noch der Großvater ist ihr geblieben. Einmal die Woche macht sie sich auf den Weg von Yokohama nach Himonya im Tokioter Stadtbezirk Meguro und besucht ihren demenzkranken Großvater. Er leidet an einer besonderen Form von Parkinson, die es ihm zeitweise ermöglicht, ganz klar mit seiner Enkeltochter zu kommunizieren. Neben den beruflichen Gemeinsamkeiten, beide sind Grundschullehrer, verbindet sie eine besondere Hingabe zu Büchern, und ganz besonders zur Kriminalliteratur. Schon als kleines Mädchen wurde sie von ihrem Großvater animiert sich aus dem Alltäglichen, Geschichten auszudenken und zu erzählen. Dieser Tradition folgen sie auch weiterhin. Das neueste Rätsel sind Fundstücke, die Kaede in einem Buch aus einem Antiquariat gefunden hat. Beide tragen sich gegenseitig ihre Version der dazugehörigen Geschichte vor. Ein Ritual das Kaede an ihre Kindheit erinnert und den Geist des Großvaters fordert und fördert. Mit jeder Woche werden die Geschichten spannender bis ein Mord geschieht und Kaede das Gefühl hat verfolgt zu werden.

Die Bibliothek meines Großvaters ist eine Hommage an all die großen literarischen Detektive und ihre Erfinder und Erfinderinnen und an das Geschichten erzählen im Besonderen. Die Liebe zu Büchern sind dem Autor sofort anzumerken. Die ansatzweise in Auszügen gewährte Einblicke in den sozialen und auch kulinarischen Gepflogenheiten der japanischen Kultur waren für mich sehr interessant. Stellenweise gibt es durch diese gewissenhaften Erläuterungen leichte Schwächen im Spannungsaufbau. Jedoch viel es mir leicht diese zu überlesen.
Rein aus beruflichem Interesse fand ich die Schilderung der ambulanten Betreuung, die nicht nur pflegerisches Personal, sondern auch Physiotherapie und Logopädie beinhaltet, wissenswert.

Fazit. Ein Roman geprägt von einem liebevollen familiären Umgang miteinander.