Jagd nach Mr. X

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april1985 Avatar

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Inspiriert von seinen eigenen Erfahrungen mit seinem demenzkanken Vater, ist dem japanischen Autor Masateru Konishi ein sehr einfühlsamer, zugleich spannender, teilweise aber auch humorvoller und skurril wirkender Roman über eine wundervolle Beziehung zwischen Großvater und Enkeltochter gelungen. Ich habe das Buch unglaublich gerne gelesen und war wirklich überrascht, welche Wendungen die Handlung im Verlauf der Geschichte nimmt.

Das Buch wird aus Sicht von Kaede erzählt. Die Grundschullehrerin kümmert sich in ihrer Freizeit liebevoll um ihren an Demenz erkrankten Großvater. Die Liebe zum Geschichten erzählen und zur Literatur verbindet die beiden Generationen. Insbesondere das Lösen von Kriminalfällen, das Entlarven des Täters durch logische Schlussfolgerungen, ist eine große Leidenschaft von Kaedes Opa. Sein Scharfsinn und seine Brillianz sind trotz der schweren Krankheit immer noch ausgeprägt.

Besonders gut hat mir die Beziehung zwischen Enkelin und Großvater gefallen. Diese gründet auf Liebe und Respekt. Kaedes Großvater, welcher selbst einmal Rektor einer Schule war, genießt immer noch hohes Ansehen in seinem Umfeld. Genauso sollte es auch sein und nicht anders.

Überrascht hat mich, wie spannend die Handlung war. Kaede, die klassische Kriminalliteratur liebt, wird selbst in einem Kriminalfall verwickelt und als Leser möchte man natürlich unbedingt das Rätsel lösen.

Masateru Konishi hat die Genre gesprengt. ‚Die Bibliothek meines Großvaters‘ ist nicht nur ein Buch über die Liebe zur Literatur, sondern auch eine Familiengeschichte und zugleich ein Kriminalroman. Mir haben die Mischung, sowie auch der typisch japanische, eher nüchterne Schreibstil unglaublich gut gefallen.

Was mir weniger zugesagt hat, waren die Anspielungen an ‚Harry Potter‘, die es nicht gebraucht hätte und die auch irgendwie deplatziert wirkten. Genauso hätte es meines Erachtens keine Liebesgeschichte gebraucht, wobei ich dazu sagen muss, dass es sich dabei nur um kleine Andeutungen einer sich eventuell anbahnenden Beziehung handelt.

Abgesehen davon hat mich das Buch total begeistert und gefesselt und ich kann es Fans japanischer Literatur sehr empfehlen.

Fazit
Ein herzerwärmender Roman über eine wundervolle Beziehung zwischen Großvater und Enkeltochter mit vielen Bezügen zur klassischen Literatur und Krimielementen. Sehr empfehlenswert!