Antworten im Holz verborgen

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borstelmaus Avatar

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Cover: Die Umschlaggestaltung ist sehr passend zum Inhalt des Buches. Der Stamm einer Birke, die Holzmaserung und Reliefprägung des Titels vermitteln einen warmen Eindruck von Holz.

Inhalt: Edvard wächst als Dreijähriger nach dem Unfalltod seiner Eltern bei seinem Großvater Sverre auf einem entlegenen Bauernhof in Norwegen auf. Doch um die genauen Umstände zum Tod der Eltern sowie Einar, den ebenfalls verstorbenen Bruder des Großvaters wird zeitlebens ein Geheimnis gemacht. Und Edvard selbst kann sich selbst an nichts erinnern. Nachdem auch Sverre stirbt, sortiert Edvard seinen Nachlass mit Hilfe von Hanne, seiner einstigen Jugendliebe. Dabei stößt er auf viele Fragen zur Familie, die er unbedingt klären möchte. Unter anderem wurde bereits vor Jahren ein wunderschöner, von Meisterhand getischlerter Sarg geliefert, der von Sverres Bruder stammen soll, obwohl dieser seit dem 2. Weltkrieg als tot gilt. Ist er vielleicht noch am Leben? Und kann er Edvards Fragen zum Tod seiner Eltern beantworten? Stück für Stück versucht er Licht ins Dunkel zu bringen, wobei er letztendlich seine Familie, sich selbst und Freunde bzw. Beziehungen von einer ganz neuen Seite sieht.
Die Geschichte an sich ist schon traurig, es werden die großen Fragen von Schuld und Vergebung aufgeworfen, wie sehr beeinflusst die Vergangenheit das Hier und Jetzt und bestimmt, zu welchem Menschen wir werden.
Allerdings sind einige Fragen zu Edvards Großvater Sverre für mich auch offen geblieben, ist aber nicht weiter schlimm.

Schreibstil: Der Stil des Buches hat mir außergewöhnlich gut gefallen. Am Anfang sind die Worte durch die Trauer um den Großvater noch ganz eingewickelt in Melancholie und Erinnerungen an glückliche Zeiten. Viele Sätze sind so kraftvoll, dass ich sie mehrmals lesen musste, um sie richtig wirken zu lassen. Auch die Beschreibungen der Landschaften, der Bearbeitung von Holz, dem Leben von Edvard, der Suche nach Antworten und seinen Begegnungen mit anderen Charakteren sind so wunderschön, staunend und einfühlsam beschrieben, dass ich mit Genuss gelesen habe. Das Buch entwickelt dann einen richtigen Sog ins Geschehen. Mit jedem Puzzleteilchen, welches Edvard findet und in die Familiegeschichte einsetzt, entsteht erstmal ein neuer großer Schrecken, der verdaut werden muss, aber wunderbar beschrieben wird. Etwa in der Hälfte des Buches verändert sich der Stil etwas, da viel mehr Kommunikation stattfindet und sich mitunter ein lockerer Ton durchsetzt.

Fazit: Dieses Buch kann ich nur empfehlen, es liest sich nicht so schnell weg und enthält wirklich tolle Gedanken und Eindrücke, die nachwirken.