Edvards Suche nach seinen Wurzeln

Voller Stern Voller Stern Voller Stern Voller Stern Voller Stern
gisel Avatar

Von

Edvard ist bei seinen Großeltern aufgewachsen auf einem entlegenen Bauernhof in Norwegen. Seine Eltern starben bei einem Unfall, als er noch ein kleines Kind war. Nach dem Tod der Großmutter hat er lange Jahre mit dem Großvater den Hof bewirtschaftet. Es schien, als brauche er nichts anderes in seinem Leben.
Doch dann stirbt der Großvater, und mit einem Mal bricht die Vergangenheit über ihn herein. Warum hat Großvaters Bruder Einar, der schon lange tot sein soll, bereits vor Jahren einen Sarg für den Großvater gezimmert? Stimmen die Erzählungen über seinen Tod gar nicht? Was überhaupt stimmt an dem, was Edvard über seine Familie weiß? Edvard, den bisher nichts außerhalb seines Hofes reizte, macht sich auf die Suche nach seiner Vergangenheit. Dafür fährt er erst mal nach Schottland auf die entlegenen Shetland-Inseln, wo Einar zuletzt gewohnt haben soll. Es ist eine Reise auf’s Geratewohl, denn Edvard hat nur wenig Informationen über seine Familie. Doch es gelingt ihm, seine Vergangenheit neu zu entdecken. Nach und nach findet er seine eigene Geschichte wieder. Eine Geschichte, die ein ganzes Jahrhundert umfasst.
Lars Mytting entwirft mit diesem Roman eine sehr komplexe Familiengeschichte, die Norwegens Vergangenheit aufgreift, mit Nazi-Gegnern und Kollaborateuren, die sehr lange einen Einfluss auf die Dorfgemeinschaft hatte, in der Edvard aufgewachsen ist. Durch die Reisen von Edvards Ahnen führt die Erzählung aber auch nach Schottland und nach Frankreich, wobei auch hier die Verknüpfung zwischen den lokalen Gegebenheiten und den geschichtlichen Ereignissen gut gelungen ist.
Für den Leser ist es äußerst interessant, sich mit Edvard auf die Suche nach seiner Vergangenheit zu machen und seine Familiengeheimnisse aufzudecken. Wie auch Edvard ahnt der Leser anfangs nicht, wie komplex das Geheimnis ist und wie sehr es Edvard verändert. Und auch wenn sowohl Edvard wie auch der Leser ahnen, dass das Geheimnis zum Schluss nicht ganz einfach anzunehmen sein wird, so wenig können beide aufhören, sich weiter da hineinzuvertiefen.
Sehr auffällig und gefällig anzufassen ist der Schutzumschlag des Buches mit der scheinbar holzigen Struktur, die sich äußerst angenehm anfühlt. Der Sprachstil des Autors ist gut zu lesen, er schafft es immer wieder, durch neue Wendungen die Spannung anzuheben, so dass die Geschichte äußerst fesselnd gerät. Und doch ist es eine eher ruhige Geschichte, die aus den Landschaftsbeschreibungen und dem historischen Hintergrund lebt, aus dem der Autor diese Geschichte entwickelt.
Lars Myttings Buch war bereits eine Woche nach Erscheinen auf den norwegischen Bestsellerlisten, und das ganz zu Recht. Auch von mir gibt es eine unbedingte Leseempfehlung und die gesamten 5 Sterne.