Familiengeheimnisse und die Ruhe Norwegens

Voller Stern Voller Stern Voller Stern Voller Stern Leerer Stern
gelis Avatar

Von

Zu Beginn der Geschichte erleben wir wie Edvard und sein Großvater Sverre auf ihrem entlegenen Hof in Norwegen als Kartoffelbauern leben und wie ihre Alltagsstruktur ihr Leben bestimmt. Dann stirbt der Großvater und zusammen mit seiner Jugendfreundin entdeckt Edvard beim Durchstöbern seiner Sachen, dass dieser offensichtlich Geheimnisse vor ihm hatte, die Sverre selbst, seinen Bruder Einar, aber auch Edvards Mutter betreffen. Sein Großvater hatte Edvard nun zwanzig Jahre in einer Art Schutzkokon gehalten, was sich am Ende des Buches, wie ich finde, als großartiges Geschenk herausstellt, denn manchmal ist man so jung, dass Vergessen besser zu verkraften ist als die Wahrheit. Allerdings drängt jetzt, wo er tot ist, alles in Edvard nach der Suche nach der Wahrheit, seiner Herkunft, den Sinn für sein Leben und nach sich selbst. Er denkt, der Bruder seines Großvaters könnte doch noch am Leben sein und beginnt seine Suche an dessen letzten bekannten Aufenthaltsort auf den Shetland-Inseln. Auf den Shetland-Inseln trifft er auf Gwen, deren Familiengeschichte durch ihren Großvater und Einar miteinander verwoben ist, wobei ein spezielles Nussbaumholz, das von der Unglücksstelle in Frankreich stammt, an der Edvards Eltern starben, das Bindeglied zu sein scheint.

Das Buch strahlt eine unglaubliche Ruhe aus, als befände man sich inmitten norwegischer Wälder. Die Geschichte lässt sich die Zeit und den Raum, alles mit Bedacht anzuschauen. Trotzdem macht sie neugierig, wie es in Edvards Leben weitergehen mag und welche Geheimnisse er entdecken und klären wird. Ihn auf seiner Suche zu begleiten, ist sehr spannend und wie Edvard hat man keine Ruhe, bis die ganze Wahrheit aufgedeckt ist.

Sehr schön sind neben der spannenden Familiengeschichte auch die Beschreibungen der Landschaft, ob der Flammenbirkenwald in Norwegen, Edvards Wege in Frankreich, aber besonders auf den Shetland-Insel: man ist beim Lesen mitten drin in der Natur. Und dann natürlich die Bäume und das Holz: die Flammenbirken in Norwegen, die Walnussbäume in Frankreich und was Einar daraus geschaffen hat - faszinierend! Erwähnenswert ist zudem der wunderschöne Buchumschlag mit seiner Holzmaserung, die dem Leser über die Fingerspitzen eine besondere Verbindung zur Geschichte gibt.