Rundherum gelungen und für ein breites Publikum geeignet.

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In der Leseprobe für "Die Birken wissen's noch" stößt Edvard (zusammen mit seiner Jugendliebe Hanne) zum ersten Mal nach dem Tod des Großvaters Sverre auf dessen gut gehütete Gemeinnisse, aufgrund derer sich Edvard entscheidet, diese Rätsel zu lösen.

Doch zunächst ein paar Informationen zu Edvard und zur allgemeinen Geschichte. Nach dem Tod seiner Eltern wächst er auf dem Hof seines Großvaters im norwegischen Gudbrandstal auf. Um den Tod der Eltern und auch um das Verschwinden und den mysteriösen Tod seines Onkels Einar wird ein Geheimnis gehütet, welches sich erst nach dem Tod des Großvaters entfaltet. Ein kunstvoll geschnitzter Sarg lässt Edvard daran zweifeln, dass sein Onkel wirklich tot ist und er macht sich auf die Suche nach ihm und findet heraus, wie auch Einar in den Tod der Eltern verstrickt ist.

Für mich war Mutter ein Duft. Mutter war Wärme. Sie war ein Bein, an das ich mich klammerte. Der Atem von etwas Blauem; ein Rock, den sie manchmal trug, so meinte ich mich zu erinnern.

Die Birken wissen's noch - Meine Meinung

Die Birken wissen's noch von Lars Mytting verpackt eine Geschichte rund um Holz, Krieg und Familiengeheimnisse in Edvards Suche nach seiner eigenen Identität, die er mit dem frühen Tod seiner Eltern irgendwie schon verloren hatte.

Der Weg dieser Geschichte führt uns durch Birken- und Walnussbaumwälder, zwei Weltkriege, Norwegen, Frankreich und auf die Shetland Inseln. Wir sehen Familiengeschichten über mehrere Generationen. Man sollte meinen, dass die Geschichte zweier Weltkriege nicht auf 516 Seiten passt, zumal auch noch mehrere Familien involviert sind. Lars Mytting aber schafft dies in einer eindrucksvollen Weise, die zwar einen etwas schwergängigen Einstieg hat, aber umso fesselnder ist, je mehr man sich auf sie einlässt.

Die historischen Hintergründe (inklusive detaillierter Darstellungen bestimmter Truppen) und detaillierte Fakten von Holzverarbeitung und Waffenkunst sind wunderbar fließend in die Geschichte eingebettet und wirken auf diese Weise nicht wie ein direkt aus einem Geschichtsbuch.

"The Black Watch zogen noch 1940 im Kilt in die Schlacht", sagte Gwen. "Die Deutschen hielten das für Röcke und nannten sie Die Frauen aus der Hölle. Schau mal die vier Dudelsackspieler, die bei den Offizieren stehen. Sie zogen mit den Soldaten an die Front. Bis ganz nach vorn. Nicht ohne Grund spielte ein Bläserkorps der Black Watch bei Kennedys Beerdigung."

Genauso fügt sich auch die "Lösung" der Geschichte zum Ende hin sehr fließend auf und alle Einzelstücke fassen plötzlich ineinander und ergeben Sinn. Alle Vermutungen, die ich bis zu diesem Zeitpunkt angestellt hatte, erwiesen sich als vollkommen falsch. Auch die Personen, die die Suche begleiten oder hilfreiche Tipps haben, wirken nicht nur wie Helfer, sondern sind in sich so rund, dass sie sich problemlos einfügen und irgendwie fehlen würden, wenn sie nicht da wären.

"Die Birken wissen's nocht" ist also ein rundherum gelungenes Buch, das vielen Personen gefallen könnte. Es ist weder zu geschichtslastig noch zu mysteriös oder gar krimi-mäßig.