Angenehmer Schreibstil mit Tiefe

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noiram Avatar

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Die Briefeschreiberin
Die Leseprobe von „Die Briefeschreiberin“ hat mir einen interessanten Einblick in das Leben von Sybil van Antwerp gegeben. Es ist schön zu sehen, wie sie ihre Tage mit dem Schreiben von Briefen füllt und wie wichtig ihr diese Korrespondenz ist. Besonders gefallen hat mir der erste Brief an ihren Bruder Felix, der so persönlich und voller kleiner Details aus ihrem Leben ist – von den Gebrechen des Alterns bis hin zu Anekdoten über ihre Kinder und das misslungene Geburtstagsgeschenk. Man merkt, dass sie eine Frau mit einer langen Geschichte und vielen Gedanken ist.
Die späteren Briefe, wie der an Ann Patchett oder der an Rosalie, zeigen weitere Facetten von Sybil. Es ist faszinierend, wie sie ihre Meinungen und Beobachtungen teilt, auch wenn sie manchmal etwas direkt oder kritisch sein kann. Der Schock über ihren Autounfall und die damit verbundene Angst vor dem Erblinden, die in dem nicht abgeschickten Teil des Briefes an Felix deutlich wird, hat mich sehr berührt. Es ist beängstigend, wie sie versucht, das zu verarbeiten, und wie ihre Träume ihre Ängste widerspiegeln.
Auch die E-Mails von ihrer Tochter Fiona und der Brief von Harry Landy geben einen guten Einblick in Sybils Beziehungen zu anderen Menschen. Fionas Sorge (oder vielleicht eher ihr Wunsch, Sybil umzusiedeln) und Harrys kindliche, aber ehrliche Art sind sehr authentisch. Die Kolumne über Sybil van Antwerp am Ende der Leseprobe war überraschend und hat ein ganz neues Licht auf ihre berufliche Vergangenheit geworfen. Es ist spannend, mehr über ihre Zeit als „Kanzlei-Gattin“ von Richter Donnelly zu erfahren und wie sie sich scheinbar aus dem öffentlichen Leben zurückgezogen hat.
Insgesamt ist der Schreibstil angenehm zu lesen, und man taucht schnell in Sybils Welt ein. Ich bin gespannt, wie sich ihre Geschichte weiterentwickelt, besonders im Hinblick auf ihre Sehkraft und die Beziehungen zu ihrer Familie.