Ein Briefroman voller Leben

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elenanett Avatar

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Ein literarisch bemerkenswerter Briefroman, der mit Feinsinn, stilistischer Brillanz und menschlicher Tiefe überzeugt. Für all jene, die das Nachdenken über das Leben, über Recht und Erinnerung nicht scheuen – ein stilles, berührendes Leseerlebnis.
Was mich besonders beeindruckt hat, war die Ruhe, mit der erzählt wird. Keine aufgeregte Handlung, kein dramatischer Spannungsbogen – und doch konnte ich das Buch kaum aus der Hand legen. Denn hinter den alltäglichen Beschreibungen verbirgt sich eine Tiefe, die mich immer wieder innehalten ließ. Die Autorin versteht es, kleine Momente aufzuladen: eine Erinnerung an einen Prozess, ein Gespräch mit einer Freundin, das Spiel von Licht und Schatten auf dem Küchentisch.
Immer wieder geht es um Verantwortung – im juristischen wie im persönlichen Sinn. Die Protagonistin blickt zurück auf ihre Laufbahn, auf moralische Dilemmata, auf Fälle, die sie nicht loslassen. Dabei wird klar: Ein Leben in der Rechtsprechung hinterlässt Spuren, nicht nur bei den Menschen, über die geurteilt wurde, sondern auch bei derjenigen, die urteilte.
Und doch ist das Buch alles andere als schwer oder verbittert. Es ist klug, leise, feinfühlig – und oft auch überraschend warm. Ich hatte das Gefühl, einer echten Person zu begegnen: einer klugen, reflektierten Frau, die keine großen Wahrheiten verkündet, sondern vielmehr mit mir teilt, was ihr wichtig geworden ist.