Roman in Briefform

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mysticcat Avatar

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"Die Briefeschreiberin" von Virgina Evans, übersetzt von Regina Rawlinson, enthält ausschließlich die Korrespondenz von Sybil von Antwerp, einer ehemaligen Juristin. Diese ist zu Beginn der Handlung 2012 in ihren 70ern.

Das Spannende an dem Buch ist, dass er nur im kurzen Vorwort eine Beschreibung der Protagonistin enthält. Ansonsten lernt man die ältere Dame ausschließlich über die Briefwechsel und gelegentlich auch Mails kennen. Von der Idee war ich total begeister, von der Umsetzung überwiegend auch, denn es ergibt sich durch die vielschichtigen Korrespondenzen, von denen man auch ab und zu beide Seiten zu lesen bekommt, ein sehr genaues Bild von Sybil.

Das Hauptthema der Protagonistin ist die bevorstehende Erblindung, die nur eine Frage der Zeit ist, zusammen mit einer schwierigen Beziehung zu einem ihrer Kinder. Fragen des Älterwerdens, wenn Zeitgenoss:innen versterben, sich deren Gesundheit dramatisch verschlechtert und wenn man selbst in der Rolle des "alten Eisens" angekommen ist. Zusätzlich beschäftigt sie auch noch die eigene Biografie, denn Sybil wurde als Kind adoptiert, ebenso wie ihr Bruder, mit dem sie sich auch nach all den Jahren und über den "großen Teich" hinweg verbunden fühlt.

Briefe und Mails schreibe ich sehr gerne, auch Buchkritiken - und das alles schon seit meiner Kindheit. Ich hatte unzählige Brieffreund*innen in vielen verschiedenen Ländern und auch heute schreibe ich noch einer Verwandten regelmäßig Briefe statt zu telefonieren, denn die Briefe haben ihren besonderen Reiz für mich.

Einen Stern ziehe ich ab, weil ich die Protagonistin nicht mag und dadurch einige Längen beim Lesen hatte. Die "knallharte" Juristin ist halt doch nicht ganz meine Welt, die Rollenbilder, die sich verändert haben, fand ich jedoch sehr faszinierend.

Fazit: Ein sehr gelungener etwas anderer Roman, der auch der Leserin Lust darauf macht, auch selbst wieder Füller und Briefpapier auszupacken.