Spannend

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sarah.m Avatar

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Virginia Evans "Die Briefeschreiberin" ist ein feinfühliger, kunstvoll komponierter Roman, der die Leser in die Welt der Protagonistin Sybil van Antwerp entführt. Eine ehemalige Juristin, Mutter und Großmutter, die ihren Lebensabend in Annapolis verbringt und sich fast vollständig in ihre Briefe zurückzieht. Durch diese Briefe, E-Mails und Notizen entfaltet sich ein vielschichtiges Porträt einer Frau, deren Alltag zunächst geordnet und unspektakulär scheint, deren innere Welt jedoch reich an Erinnerungen, Beobachtungen und unterschwelligen Ängsten ist. Die Korrespondenz, die sich an Familie, Freunde, Autoren und Bekannte richtet, offenbart nicht nur scharfsinnige Kommentare und liebevolle Details, sondern auch persönliche Krisen, wie etwa eine sich anbahnende Erblindung, die Sybil zu verbergen sucht. Evans gelingt es, zwischen den Zeilen eine subtile Spannung aufzubauen, in der Banales und Existenzielles untrennbar ineinandergreifen. Der Roman lebt von seiner klugen Figurenzeichnung, dem feinen Humor und der leisen Melancholie einer Frau, die sich ihrer Vergänglichkeit bewusst wird, ohne ihre Eigenständigkeit aufzugeben. Ein Werk, das mit seiner epistolaren Form berührt und zugleich zum Nachdenken anregt über Erinnerung, Selbstbestimmung und die Kunst des Briefeschreibens.