Achtung, KI!

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Ursula Poznanski lässt sich zunächst erst einmal Zeit, um die Charaktere auf der Burg ankommen zu lassen, wodurch die Spannung nur langsam aufgebaut wird. Der Fokus des Thrillers liegt meinem Empfinden nach dann aber weniger auf den Figuren als auf der Beschreibung der Szenerien und Rätsel. Die KI, die sehr passend auch KIsmet genannt wird, setzt in den Szenarien voll auf Horrorelemente, Schock und Ekel. Für meinen Geschmack war das unnötig viel und ich bin schnell abgestumpft, vor allem von da an, wo einer der Protagonisten von einem gruseligen Raum in den nächsten kommt, natürlich immer in der Diskussion mit der KI und einem Rätsel, dass es zu knacken gilt, um weiterzukommen. Zum Glück gibt es vorn und hinten im Buch eine Karte der Burg, sodass ich zumindest immer verfolgen konnte, wo er sich befindet, sonst hätte ich irgendwann den Faden verloren.

Mit den Figuren bin ich bis zum Ende leider nicht besonders warm geworden. Sie waren eigentlich mehr Schachfiguren auf dem Spielbrett der KI und weniger Charaktere, mit denen man mitfühlt und die man vielleicht sogar gern hätte besser kennenlernen wollen. Am interessantesten ist wahrscheinlich noch Yvonne, die für so manche Überraschung gut ist.

Zum Glück wartet die Burg aber mit einigen geschickt eingestreuten kleinen Plottwists auf und natürlich stellt sich die Frage, was die KI im Schilde führt. Oder ist sie vielleicht doch menschengesteuert? Was steckt dahinter und was macht das Spiel plötzlich so erbarmungslos? In der Frage nach dem Warum liegt die Stärke von “Die Burg”. Hier kann man miträtseln und wilde Theorien aufstellen. Und ja, dafür wird auch etwas an die Hand gegeben. Die Auflösung fand ich komplett nachvollziehbar und vielleicht auch ein kleines bisschen erschreckend. Aber wissen wir nicht eigentlich längst um die Gefahren, die in der Weiterentwicklung von Künstlicher Intelligenz stecken?


© Tintenhain