Die KI als Rächer?

Voller Stern Voller Stern Leerer Stern Leerer Stern Leerer Stern
moosmutzel Avatar

Von

Der Escape Room in der historischen Burg Greifenau soll nichts weniger sein als ein Meisterwerk der künstlichen Intelligenz und der immersiven Simulationstechnologie. Unter der Leitung des Milliardärs Nevio wurde die Burg zu einem wahrhaftigen Labyrinth umgestaltet, das die Sinne der Teilnehmer auf ungeahnte Weise herausfordert. Die Gerüche sind authentisch, die Optik täuschend echt und sogar das Fühlen lässt die Grenzen zwischen Realität und Simulation verschwimmen. Man könnte fast meinen, man sei wirklich in einer mittelalterlichen Burg gefangen.

Nun soll ein Testlauf stattfinden, eine bunte Mischung an Charakteren. Da ist der Escape-Room-Besitzer Maxim, der Geschichtsprofessor Lothar, die Influencerin Isabell, Petra, die das Ticket gewonnen hat und Emil, ehemaliger Schwimmer und heute eher ein Z-Promi. Dazu das Team rund um Nevio selbst inkl. IT-Experten und Spielleiterin.

Doch bald wird klar, dass "KIsmeth", wie die KI genannt wird, seine eigenen Regeln entwickelt hat und das Verlassen der Burg bei Weitem nicht in den ursprünglichen vier Stunden vorgesehen ist. Die Aussagen und Wünsche der Teilnehmer werden mehr als wörtlich genommen, das Safe Word ignoriert und KIsmeth scheint jedes noch so schmutzige Detail aus deren Vergangenheit zu kennen. Was eigentlich ein spannender Plot sein sollte, entpuppte sich leider als ziemlich zähe und langatmige Story ohne Tiefe. Wie sonst in solchen Geschichten üblich, spielen die Charaktere leider kaum eine Rolle und geben überhaupt keine zwischenmenschlichen Interaktionen preis, erst gegen Ende kommt ein wenig sowas wie Fahrt auf und der ein oder andere zeigt Ansätze seines wahren Gesichts.

Die immer wieder ähnlichen Abfolgen in jedem neuen Raum ziehen das Buch leider arg in die Länge, immer wieder die detailgetreue Beschreibung der eigentlich immer gleichen Situationen lässt einen eigentlich nur auf eine Aufklärung warten. Ich mag Escape Rooms wirklich, aber hier mit zu rätseln war bei all den dem Leser eher unbekannten Insidern quasi unmöglich, erst gegen Ende erfährt man, warum das jetzt alles überhaupt so passiert, wie es passiert.

Die Auflösung entlockte mir dann leider auch nur noch ein "Aha.", es blieben für mich zu viele Fragen offen, die Charaktere waren farblos und die Möglichkeiten der Grundidee wurden bei Weitem nicht ausgeschöpft. Schade, da habe ich von Ursula Poznanski schon viel besseres gelesen.