Ein brandaktueller Thriller mit einigen Längen

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stefan182 Avatar

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Inhalt: Der Milliardär Nevio hat sich einen Traum erfüllt: die Erschaffung einer gigantischen Escape-Welt. Dafür hat er die gesamte Burg Greiffenau renoviert sowie das weitläufige Höhlen- und Kellersystem unterhalb der Burg gesichert und mit großflächigen Bildschirmen bestückt. Auf diesen soll eine KI immersive wie erzähltechnisch einmalige Escape-Rooms erschaffen. Nun steht die Eröffnung der Themenwelt kurz bevor, sodass Nevio – zur Feinjustierung – ein Expertenteam durch eine individuell kreierte Welt rätseln lässt. Allerdings: Die KI hat ganz eigene Pläne mit den Besuchern…

Persönliche Meinung: „Die Burg“ ist ein KI-Thriller von Ursula Poznanski. Erzählt wird die Handlung aus zwei personalen Perspektiven: Die Hauptperspektive ist diejenige von Maxim, einem Mitglied der Expertengruppe. Maxim ist Besitzer einiger analoger Escape-Rooms und ist von Nevio eingeladen worden, um die Vertracktheit der Rätsel, die die KI entwirft, zu beurteilen. So fasziniert Maxim auch von der Technologie ist: Er befürchtet, das digitale Escape-Erlebnis wird seinen Ruin bedeuten. Die zweite Perspektive bildet Alissa, die persönliche Assistentin von Nevio, deren Rolle lebensnotwendig für die Expertengruppe wird, als die KI ihr eigenes Ding macht. Das Thema des Thrillers ist brandaktuell und verspricht durch die Verknüpfung von KI, alter Burg und Escape Room eine spannungsgeladene Handlung. Dies trifft auch für den Beginn des Thrillers zu: Alles ist neu, ungewohnt und man erwartet gespannt, wie die KI arbeitet. Nach diesem vielversprechenden Anfang flacht die Spannung allerdings ab. Zwar sind die Räume, die von der KI kreiert werden, durch ihr düster bis gruseliges Mittelaltersetting interessant, allerdings in Bezug auf die Handlungslogik insgesamt austauschbar. Eher episodenhaft stolpert die Expertengruppe durch die Räume, wobei – mal mehr, mal weniger – schwierige Rätsel gelöst werden müssen. Dadurch weist der Mittelteil des Thrillers gewisse Längen auf. Gerettet wird die Handlung ein Stück weit durch die Auflösung: Hier finden sich einige Twiste (Geheimnisse der handelnden Figuren), die in dieser Form nicht zu erahnen sind. Der Schreibstil von Ursula Poznanski ist gewohnt anschaulich und lässt sich flüssig lesen. Insgesamt ist „Die Burg“ ein Thriller, der mich zwiegespalten zurücklässt: Einerseits besitzt er ein interessantes und brisantes Thema, einen schönen Einstieg und ein überraschendes Ende, andererseits weist er – gerade im Mittelteil – einige Längen auf.