Für Usrsula Poznanski Verhältnisse nur gehobener Durchnitt

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nikpos Avatar

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Rezension zu: Die Burg



Prämisse:

Der schwerreiche Nevio hat eine Burg zu dem vermeintlich ultimativen Escape Room Erlebnis umgebaut. Eine künstliche Intelligenz generiert für jeden Besucher neue Umgebungen und Aufgaben. Nun möchte Nevio die Anlage mit einer Gruppe testen, darunter der Escape Room Betreiber Maximilian Ascher. Doch nach einer Weile müssen die Protagonisten feststellen, dass die künstliche Intelligenz ihr eigenes Spiel spielt.



Bewertung: Bücher von Ursula Poznanski die sich in erster Linie an Erwachsene richten sind für mich ein „entweder oder Fall“. Entweder es kommt dort ein großartiges Buch heraus wie die Vanitas Trilogie oder etwas durchschnittliches wie „Stille blutet“ oder „Böses Licht“. Bei „Die Burg“ habe ich erneut auf ein großartiges Buch gehofft. Poznanskis letztes Buch „Oracle“ hat mir sehr gut gefallen und die Prämisse von „Die Burg“ ist hochinteressant. Und das Potential des Buches scheint an der einen oder anderen Stelle auch durch. Besonders die Beschreibungen und die schiere Vielfalt der KI generierten Umgebung sind höchst eindrucksvoll. Zudem weiß - natürlich – erneut der Schreibstil zu überzeugen. Nur sehr wenige Autoren wissen so flüssig und natürlich zu schreiben, dass allein dadurch niemals Langeweile aufkommt, wie Ursula Poznanski. Doch während sie es bei ihren Jugendbüchern versteht diese Eigenschaften stets mit einen interessanten Plot und guten Charakteren zu verbinden, müssen die oben aufgezählten Stärken „Die Burg“ alleine tragen. Der Plot wirkt nach der Erkenntnis, das die KI das Ruder übernommen hat, insgesamt sehr redundant. Bis auf einige Momente in denen es doch spannend wird, besteht das Buch praktisch nur aus Berichten von Figuren die durch die Burg irren und den vergeblichen Versuchen der menschlichen Administratoren das Problem von außen zu lösen. Niemals hatte ich das Gefühl, das eine ernsthafte Gefahr für das Überleben der Protagonisten besteht ( mit einer Ausnahme ) und durch gruselige Bilder allein lässt sich auch keine Gruselstimmung erzeugen. Des weiteren wurde einige Plotentwicklungen angedeutet, nur um diese wieder fallen zu lassen. Es wirkt fasst so als hätte Poznanski diese einfach vergessen. Eine ernsthafte Auseinandersetzung mit künstlicher Intelligenz kann diese Probleme ebenfalls nicht kompensieren, da es eine solche schlicht nicht gibt. Fairerweise muss gesagt sein, dass ich das auch so erwartet habe und nicht als negativ auslege. Auch das Ende kann den Plot den langweiligen Plot nicht mehr retten. Es ist leider ziemlich klischeehaft und inkonsequent. Die Figuren muss ich leider ebenfalls zu den schwächeren Aspekten des Buches zählen. Die beiden Protagonisten sind blass sowie austauschbar und auch die Nebenfiguren können das Ruder nicht herumreißen. Sie sind kaum mehr als wohlbekannte Stereotype, dabei würde das Szenario doch so viele Möglichkeiten bieten, Seiten an den Figuren zu zeigen, die man so nicht erwartet hat. Zwar gibt es eine Figur die doch eine unerwartete Seite an sich hat, doch diese Seite wird so spät offenbart, dass es keine Rolle mehr für gar nichts spielt. Auch die Geheimisse der Figuren die sie an einer Stelle offenlegen müssen, sind doch äußerts unspektakulär. Natürlich würde man sie nicht jeden dahergelaufenen Menschen auf die Nase binden, existenziell wichtig sind sie aber auch nicht gerade.



Fazit:

„Die Burg“ ließ mich nicht direkt enttäuscht, aber doch mit einen starken Gefühl von „da wäre mehr möglich gewesen zurück“ gerade in Anbetracht der Tatsache, dass Ursula Poznanski in „Erebos“ bewiesen hat, dass sie über künstliche Intelligenz schreiben kann, und in „Seaculum“ bewies sie das sie auch in der Lage ist über ein Spiel an einen isolierten Ort zu schreiben aus dem bitterer Ernst wird. Sie hat alle Fähigkeiten, die es braucht um aus der Prämisse von „Die Burg“ ein Genremeisterwerk zu erschaffen doch – aus welchen Gründen auch immer – hat es nicht funktioniert. Doch es muss auch gesagt werden „Die Burg“ ist keine Katastrophe. Der hervorragende Schreibstil, die plastischen Bilder die Poznanski im Kopf des Lesers erschafft, und das Potential der Prämisse sorgend dafür, dass „Die Burg“ durchschnittlich bis solide ist. Dennoch würde ich denjenigen die, die Prämisse interessant fanden, eher „Erebos“ und „Saeculum“ ans Herz legen. Ich gebe „Die Burg“ 3,5/5 Sternen.