In den Händen der KI

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Darum geht’s:

Auf und unter dem Gelände der Burg Greiffenau hat der Milliardär Nevio nicht nur einen neuen Escape-Room bauen lassen, sondern eine komplexe, hochmoderne und KI-gesteuerte Escape-Welt. Eine kleine Gruppe soll noch vor der Eröffnung einen Testlauf unternehmen und auch Nevio nimmt an diesem allerersten Spiel teil. Zuerst herrscht Begeisterung vor, doch je weiter sich das Spiel entwickelt, desto mehr festigt sich der Eindruck, dass die KI ein unheilvolles Eigenleben entwickelt.

So fand ich’s:

Die beiden “Mordgruppe”-Krimis von Ursula Poznanski haben mich nicht vom Hocker gerissen, aber nachdem es sich bei der Burg um keinen Krimi handelt und mich das Thema KI, also künstliche Intelligenz, grundsätzlich interessiert, habe ich doch nochmal einem Buch der Autorin eine Chance gegeben und der Hörversion ihres neuesten Romans “Die Burg” gelauscht.

Milliardär Nevio hat tief in die Tasche gegriffen und das Gelände der Burg Greiffenau, inclusive ausgedehnter Tunnel im Burgberg, mit der neuesten Technik ausgestattet. Die macht es möglich, Szenen jeder Art über LED-Wände erstehen zu lassen, untermalt mit Wind, Regen, Gerüchen etc.. Damit wird das Rätselspiel durch die Escape-Welt auf ein ganz neues Level gehoben. Sieben Personen testen diese Escape-Welt noch vor der offiziellen Eröffnung auf Einladung von Nevio. Neben dem Eigentümer Nevio und einem seiner Game Master Jannek sind der Historiker Melerski, die Influencerin Yvonne, die Escape Room Spielerin Petra, der Medienprofi und Ex-Sportler Emil und der Escape-Room-Betreiber Maxim zum ersten Mal in einer echten Spielrunde in den Räumen auf der Burg. Nachdem sie sich auf gemeinsame Vorgaben und Szenarien geeinigt haben, geht es los.

Im Gegensatz zu einer beliebigen Maschine oder Computer, soll eine künstliche Intelligenz dazu lernen und Probleme selbständig lösen. Im Hinterkopf ist daher oft der Gedanke, dass eine KI ein Eigenleben entwickelt, über das man als Mensch keine Kontrolle mehr hat und das in eine Richtung geht, die man nicht will. Je länger das Spiel in “Die Burg” läuft, desto mehr drängt sich der Eindruck auf, dass genau das passiert.

Mich hat von Anfang ein Lesesog gepackt, der sich dann schnell bis zu dem Punkt gesteigert hat, an dem ich keine Pause mehr machen konnte. Poznanski schafft es, eine Atmosphäre zu schaffen, die von Anfang an über einen harmlosen Rätselspaß hinausgeht, sondern mit Schreck und drohender Gefahr ungeheuer mitreißende Szenen kreiert. Aus dem Team der Spieler darf Maxim aus seiner Sicht erzählen und Alissa, eine der Game Master, steuert ihre Perspektive aus dem Kontrollzentrum der Burg bei. Spätestens als auch dort unerklärbare Dinge passieren, begreifen Akteure und Leser, dass sich alle Personen auf der Burg in der Gewalt der KI befinden. Und was die im Sinn hat, kann man bis kurz vor Schluss nur vermuten.

Vielleicht ist Maxim in der Mitte des Buches durch einen Escape-Raum zu viel geirrt. Und vielleicht sind am Ende ein paar Details nicht ausführlich erklärt und aufgelöst worden. Das habe ich beim Lesen größtenteils aber nicht bemerkt, denn die spannungsreiche, beklemmende Handlung hatte mich voll im Griff und erst im Nachhinein ist mir aufgefallen, dass ein paar Kleinigkeiten offen blieben. Man konnte sich die allerdings auch ganz gut selbst erschließen bzw. empfand ich sie als nicht wirklich wichtig. Die Auflösung war für mich perfekt und wirklich gut gelungen.

Und weil mich das Buch von vorne bis hinten richtig gepackt und dauerhaft im Griff hatte, gibt es die Höchstnote und eine Leseempfehlung von mir.

Ich habe wie gesagt die Hörversion genossen und der Sprecher Rainer Strecker hat ganz sicher einen großen Anteil daran gehabt, die Atmosphäre von Action und Grusel, von hysterischem Lachen, Schreck, Nägelkauen und Unglauben so lebendig werden zu lassen. Deshalb lege ich die ungekürzte Lesung allen ganz besonders ans Herz bzw. ins Ohr!