KIsmet - ein lebensgefährlicher, KI-basierter Escape Room

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petzi_maus Avatar

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Ursula Poznanski entführt uns in ihrem neuesten Thriller auf Burg Greiffenau, die Millionär Nevio renovieren hat lassen und in deren Kellerräumen er einen auf dem neuesten technischen Stand und topaktuellen, KI-basierten, Escape-Room-Event einbauen hat lassen.
Maxim Ascher, der selbst einige klassische Escape-Rooms betreibt, ist einer der Probedurchlauf-Teilnehmer. Er soll die Rätseltauglichkeit vor der Eröffnung testen, ob die Vorgaben der Spielteilnehmer, die mittels einer KI berechnet werden, auch lösbar umgesetzt werden.
Für die Überprüfung der authentischen Darstellung des Mittelalters wurde der Historiker Professor Lothar Melerski engagiert.
Weitere Teilnehmer sind Petra Seifert, die den Platz bei einem Online-Rätsel-Preisausschreiben gewonnen hat; Yvonne Rothe, eine Influencerin, die den Probedurchgang dokumentieren und nach Eröffnung für die Burg promoten soll; und Emil Strauss, ein ehemaliger Olympiaschwimmer, der ungefragt seine Bekanntschaft Vivi mitgebracht hat.
Dann sind da noch die Techniker bzw. Gamemaster Alissa und Yannek, der ebenso wie Nevio mit der Gruppe in die unterirdischen Höhlen geht, während Alissa alles vom Kontrollraum aus beobachten soll.

Durch die abwechselnden Erzählweisen aus Sicht von Maxim und Alissa erhält man unterschiedliche Perspektiven und ist als Leser mal im Keller der Burg, mal außerhalb in der Burg bzw. dem Kontrollraum, von wo aus das Spiel überwacht wird, dabei. Auch wenn man zwischendurch immer gerne mal wüsste, was die anderen Teilnehmer so machen, ist die Sicht aus zwei Seiten vollkommend ausreichend, denn es würde sich sonst nur in die Länge ziehen.

Ich war wieder begeistert von Poznanskis fesselndem Schreibstil, sie weiß einfach zu packen, auch wenn das Thema selbst natürlich seines dazu beiträgt. Ich liebe Escape Rooms und natürlich Geschichten darüber. Auch mag ich alte Gebäude und das Mittelalter finde ich ganz faszinierend.

Die verschiedenen Teilnehmer des Escape Rooms sind gut dargestellt; eine Auswahl an unterschiedlichen Charakteren und Geschlechtern; vom Inhaber der Burg natürlich auch für seinen Vorteil ausgesucht. Auch wenn man anfangs klischeehaft über die Personen denkt, überraschen einige im Verlauf der Geschichte mit ihrem Verhalten.
Und die Kombi, das dunkle Kellerverlies und dann noch die mittelalterlich-gruseligen Darstellungen von KIsmet (so der Name der KI), auf übergroßen LED-Wänden, fast ohne sonstigem Zubehör - da kommt einem schon die Gänsehaut.
Warum die KI auf einmal immer persönlicher wird und ein düsteres und aggressives Eigenleben entwickelt, die Teilnehmer separiert, diese anscheinend tot sehen will und sich auch vom Kontrollturm aus nicht mehr kontrollieren lässt, ist beängstigend und man fragt sich beim Lesen ständig, ob die KI sich verselbständigt hat und außer Rand und Band geraten ist oder ob es doch andere Gründe hat.
Die Auflösung dazu ist stimmig und hat mich zufrieden zurückgelassen.

Trotzdem gibt es kleine Mängel, zB das Warum, oder einige Dinge wurden dann nicht aufgeklärt bzw. waren für den Verlauf der Geschichte ohne Belang.
Trotzdem ist die Geschichte fesselnd, unterhaltsam und regt zum Nachdenken an über Künstliche Intelligenz, wie sich diese entwickelt, dass diese auf sämtliche (!) Infos aus dem WWW zugreifen kann und wie man diese richtig bedient. Und denke immer ganz genau über deine Worte sowie die exakte Formulierung deiner Wünsche und Aufträge nach ;)

Die Darstellung der Burg bzw. der Plan der unterirdischen Tunnelsysteme in der inneren Buchklappe war sehr hilfreich - besonders jener der Höhlensysteme, denn so konnte man immer wieder nachschauen, wo sich die Protagonisten gerade aufhalten und konnte die Wege der Teilnehmer (fast) immer nachvollziehen.


Fazit:
Ein mitreißender Escape Room-Thriller mit einer KI, die außer Rand und Band geraten ist. Tolles Setting mit mittelalterlicher und spannender Atmosphäre, aber kleinen Mängeln.