Mit der KI ins Land unserer (Alp-)Träume

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romy_abroad Avatar

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Maxim hat eine ganz besondere Einladung erhalten: Als Experte für Escaperooms darf er "Die Burg" besuchen, ein altes Gemäuer, das der Milliardär Nevio aufwändig restaurieren und umbauen hat lassen. Dabei herausgekommen ist ein Labyrinth aus Escape-Rooms, die sich im weitläufigen Tunnelsystem unter der Burg befinden. Und Nevio hat sich nicht lumpen lassen: Alle Wände sind mit modernsten LED-Screens ausgestattet, die jedes nur denkbare Szenario zum Leben erwecken können. Zusätzlich gibt es Sprinkleranlagen und Düsen, die auch Wetter und Düfte simulieren können. Ein erstklassiges Soundsystem gibt es selbstverständlich auch - also alles was es braucht, um die perfekte Illusion zu erschaffen. Und das Beste: Jede Gruppe, erlebt eine neue Reihe an Escape-Rooms. Neue Rätsel, neue Geschichten, neue Orte. Denn den kreativen Part übernimmt eine KI, die den Input der Besucher in Echtzeit in ein Erlebnis verwandelt.
Doch Maxim kann sich nicht so recht auf das bevorstehnde Abenteuer freuen: Er ist sich sicher, dass seine eigenen Escape-Rooms gegen die übermächtige Konkurrenz der Burg keine Chance haben werden. Doch Nevio hat ihm für seine Expertise eine Menge Geld angeboten, also wird Maxim die Burg mit einer Gruppe besuchen, und Nevio anschließend Verbesserungsvorschläge zukommen lassen - falls es überhaupt noch etwas zu verbessern gibt.
Doch die Zeit in den Tunneln der Burg verläuft anders, als Maxim und der Rest der Gruppe es sich vorgestellt haben. Was zunächst milde gruselig war, verwandelt sich nach und nach in einen Alptraum, aus dem es scheinbar kein Entkommen gibt. Denn die KI hat außergewöhnliche Ideen - nur entsprechen diese nicht alle dem Geschmack der Besucher.

Ich habe in der Vergangenheit schon verschiedene Titel von Ursula Poznanski gelesen, und habe sie immer als wirklich außergewöhnliche Autorin wahrgenommen. Ihre Geschichten sind unglaublich mitreißend und durchdacht. "Die Burg" hat mich neugierig gemacht, weil Poznanski hier ein neues Thema bearbeitet: Die KI und die Probleme, die bei ihrem Einsatz entstehen. Zwar ist sie nicht die erste, die aus diesem Stoff einen Thriller spinnt (z. B. "Der Wald" von Tibor Rode), trotzdem war ich gepannt, wie ihre Version sich lesen würde.
Das Setting hat mir gut gefallen, durch die detailreichen Beschreibungen konnte ich mir die Burg sehr gut vorstellen. Auch die eingeführten Charaktere, die das Abenteuer im Escape-Room gemeinsam bestreiten, waren mir sympathisch. Zwar sehr unterschiedlich, doch alle in sich stimmig und mit Unterhaltungswert. Zu Beginn braucht die Geschichte etwas, um in Fahrt zu kommen, doch ich finde es gut, dass Poznanski sich die Zeit nimmt, um Bilder im Kopf der Leser entstehen zu lassen, und die gewünschte Atmosphäre zu erzeugen. Der weitere Verlauf ist sehr spannend und fesselnd, doch leider hat mir das gewisse Etwas gefehlt. Zwar ist das Buch unterhaltsam und man taucht als Leser wirklich ein in die Welt, die Maxim und die Gruppe erleben, trotzdem fand ich die Erzählung, und auch die Auflösung am Ende, nicht so atemberaubend beeindruckend, wie ich es erwartet hätte. Alles in allem ist „Die Burg“ wirklich ein sehr gutes, ein sehr spannendes Buch. Doch Poznanski hat die Messlatte in der Vergangenheit so hoch gelegt, dass ich tatsächlich noch etwas mehr erwartet hätte. Trotzdem kann ich „Die Burg“ uneingeschränkt empfehlen und freue mich schon auf weitere Thriller aus der Feder von Ursula Poznanski!