Chaucer modern

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meldsebjon Avatar

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Die Hauptfigur, Che hat gerade ihre Mutter an den Tod und ihren Freund an eine andere Frau verloren. Da ihre Mutter sich gewünscht hatte, mit ihr gemeinsam nach Canterbury zu pilgern scheint es jetzt der rechte Zeitpunkt zu sein, den Wunsch der Mutter indirekt zu erfüllen, indem sie alleine die Wanderung macht, die Asche ihrer Mutter im Gepäck. Da ihr in der Situation so gar nicht nach Gesellschaft ist, bucht sie eine persönliche Führerin. Kurz vor ihrer Ankunft in London erfährt sie, dass diese wegen einer akuten OP nicht mit ihr wandern kann. Fürsorglich hat sie ihr aber einen Platz in der Gruppe der "Reiseweiber" organisiert. Bei diesen wäre sie die neunte Teilnehmerin. Unentschlossen geht sie zum Treffpunkt und guckt sich die Gruppe erst einmal an. Bei der Gelegenheit kommt sie mit einem netten Mann ins Gespräch und verliert ihr Handy.
Letztlich entscheidet sie dann doch, in der Gruppe zu reisen, da ihr die Alternativen noch weniger gefallen. Tess, die erfahrene Führerin, schlägt vor, es wie in den Canterbury Tales von Chaucer zu machen: Jede Teilnehmerin erzählt auf dem Weg eine Geschichte. Die Erzählerin der besten wird am Ende der Reise mit einem besonderen Abendessen belohnt.So wird es gemacht und man bekommt Einblick in die, oberflächlich gesehen, unterschiedlichen Schicksale dieser unterschiedlichen Frauen. Bei näherem Hinsehen allerdings entpuppen sich diese doch als recht ähnlich. So nach und nach erkennt man, was sich unter der Fassade der einzelnen Personen verbirgt. Gleichzeitig scheint es auch den Erzählerinnen gut zu tun, einmal über Dinge zu sprechen, die einen im Inneren bewegen. Irgendwie soll das ja auf einer Pilgerreise so sein!
Auch Che erfährt einiges über sich selbst, sieht manche Dinge anders und kann sich, ohne das Handy und den damit verbundenen ständigen Kontakten, auf sich selbst besinnen.
Pilgerreisen sind ja im Moment im Trend, ebenso wie die Bücher darüber. Dieses ist eine neue, ganz interessante Variante und lässt sich ganz gut lesen. Leider hat sich mir aber die ganze Zeit der Vergleich mit Hape Kerkeling aufgedrängt und da kann dieses Buch nicht mithalten!