Fast schon unerfreulich aktuell

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Es gleicht einem mittleren Wunder, dass noch kein Buch dieses Autors in meinen Lesekorb gewandert ist, nun also der Start mit Band 21 einer Reihe … gute Idee?
Die Handlungsskizze nimmt sich spannend und fast schon unerfreulich aktuell aus: Als der ehemals reichste Russe Viktor Orlov in seiner Londoner Wohnung tot aufgefunden wird und die Diagnose „Tod durch Nervengift“ lautet, hakt der britische Geheimdienst den Fall relativ schnell ab. Anders als Gabriel Allon, der sich nicht nur aus alter Verbundenheit mit Orlov, dem er sein Leben verdankt, auf eine wilde Jagd begibt, bei der er es mit einer Organisation zu tun bekommt, deren Ziel nichts weniger als die Spaltung der Welt ist.
Vorab: Auch wenn man Gabriel Allon bislang nicht kannte, kann man die Geschichte gut lesen, da der Fall in sich geschlossen ist, klar würde man Gabriel Allon besser „kennen“, aber es geht auch ohne. Offenbar müsste man ihn aber kennen, denn die Genre-Zuordnung lautet unbescheiden „Ein Gabriel-Allon-Thriller“, wobei es die über 400 Seiten aber auch in sich haben. Wer bei Orlov Parallelen zu etwa Chodorkowski sieht, liegt vielleicht gar nicht so falsch, denn das Buch ist durchaus politisch. Wer das nach der Handlungsskizze noch nicht glaubt, es geht um Geldwäsche (bei der eine Bankerin, die auch Cello spielt, eine entscheidende Rolle spielt), Enthüllungsjournalismus, politisch motivierte Morde und frauenfeindliche Banker, Geheimdienste, ein ziemliches Themenfüllhorn. Was nach zu viel Kuddelmuddel klingen könnte, funktioniert aber ganz gut, denn das übergeordnete Thema lautet letztlich ja bloß: Geld regiert die Welt – und dass das auch mal „schmierig“ werden kann, dafür braucht es wohl nicht viel Fantasie. Die interessanteste Figur ist ohne Zweifel die titelgebende, die man grob umschreiben könnte als: verkanntes Genie, das sich mit seinem Cello rettet. In Summe ist „Die Cellistin“ ein durchaus spannender Thriller, schnell erzählt und dank des flüssigen Schreibstils gut lesbar, beinah schon „klassisch“ (Nervengifte, Russland macht sich in Spionagethrillern immer gut …) geplottet und geschickt zusammengeführt. Für mich wäre die „Covid-Note“ unnötig gewesen (ja, damit kann man für Ermittlungen nötige Reisen usw. verkomplizieren, aber in Summe haben wohl viele genug von dem Thema), manches etwas dick aufgetragen, aber spannend, sodass sich letztlich nur eine Frage stellt: Gibt es von der Reihe eigentlich Verfilmungen?