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martinabade Avatar

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Der Verfasser selbst schreibt im Nachwort zu „Die Cellistin“: „Die Cellistin“ ist ein Unterhaltungsroman und sollte als solcher gelesen werden. Lieber Herr Silva, vielen Dank für den Hinweis. Wir wären allein nicht drauf gekommen. Never ever.

Der aktuelle Band der Gabriel-Allon-Reihe trägt die Nummer 21. Die englische Nummer 22 ist schon erschienen. Herr Silva produziert im zwei Jahres Turnus.

Im aktuellen Band führt der Autor uns die Welt der russischen Kleptokraten, der betrügerischen Hochfinanz, der gefährdeten US Demokratie und der klasischen Musik. Viktor Orlov, früher ein Oligarch wie er im Buche steht, hat sich vor einigen Jahren vorsichtshalber ins britische Exil gerettet. Anders als in Russland geht er davon aus, im heimeligen London, beschützt von Geld und Leibwachen, nicht ermordet zu werden. Ein fataler Irrtum. Nach dem Kurzbesuch einer ebenfalls exilierten russischen Journalistin stirbt er blitzesschnell mit Schaum vor dem Mund. Wenigstens kein langes Leiden durch Nowitschok.

Vor langer Zeit hat Viktor seinem Freund Gabriel Allon, Direktor des israelischen Geheimdienstes, das Leben gerettet. Und diese alte Schuld ruft nun den ehemaligen Agenten auf den Plan. Über den Kunsthandel als Einstiegsdroge landen wir schnell in der Schweiz, bei milliardenhoher Geldwäsche, die entsprechende Abteilung in der Bank wird originellerweise „Russischer Waschsalon“ genannt. Gabriel Allon breitet seine Szenerie vor, um dem Machthaber in Moskau, Mr. Big, gehörig eins auszuwischen. Dazu bedient er sich Isabel Brenners, einer ebenso hochbegabten Cellistin wie Analystin. Und schon überschlagen sich die Ereignisse und Erkenntnisse. Allon und seine Begleiter*innen entdecken einen quasi verdeckten russischen Nachrichtendienst, der aus dem Herzen der Schweizer Finanzmetropolen im Auftrag eines mächtigen Oligarchen mit Verbindungen zu Mr. Big, Menschen und Kurse manipuliert und auch ansonsten nicht zimperlich ist. Und so steuert das Ganze auf gut 400 Seiten unvermeidbar auf den Show Down in den Schweizer Alpen, der sich bemerkenswert schnell und geräuschlos erledigt, denn ….. es ist erst zu Ende, wenn es zu Ende ist, Baby!

Andere Leser*innen stellen die Frage nach Russophobie und Sexismus. Ja. Alle Russen in der Geschichte sind böse, nur die toten natürlich nicht. Alle Frauen sind enorm gut aussehend. Russische Frauen haben ihre eigene Klischéeschublade. Im Privatkino eines Oligarchen hängt das Werbeplakat zu „Liebesgrüße aus Moskau“. Natürlich gibt es immer mal Abstecher in die s/w-Steinzeit. Mir als Frau ist die Kraft zu schade, mich ernstlich damit zu befassen.

Zusammenfassend: Wer einen handwerklich gut gemachten Spionagethriller, der in der Gegenwart spielt, lesen möchte; wer das Allon-Universum schon kennt; wer sich von dramaturgischen Hopsern nicht abschrecken lässt und nix vom Faktencheck hält, der ist hier genau richtig. Denn, wie heißt es fast zum Schluss des Buches? „In solchen Zeiten, dachte er (Gabriel Allon, Anm. der A.), können alte Routinen tröstlich sein.“ Und Recht hat er.