Die faszinierende Welt der Miss Edith

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Veronika Peters entführt uns Leser in "Die Dame hinter dem Vorhang" in eine uns heute eher befremdliche Welt von englischem Adel und Dienstpersonal, in einer Geschichte rund um die faszinierende Künstlerin Edith Sitwell.

Wir folgen den Schilderungen einer Arbeits-Beziehung (und in gewisser Art Freundschaft) von Edith zu den fiktiven Bediensteten Emma und Jane Banister. Dadurch, dass die Geschichte aus Sicht von Jane erzählt wird, bleibt die Skizzierung der Person Edith Sitwell übers ganze Buch hinweg etwas distanziert, was den ein oder anderen Leser enttäuschen könnte, mir aber gerade gut gefallen hat, denn es passt perfekt zum Titel, der ja auch eine gewisse Distanz durch das Stilmittel des Vorhangs suggeriert, der übrigens immer wieder im Laufe der Geschichte auftaucht. Gleichzeitig erfährt man aber, sobald sich der Vorhang hebt, doch so einiges von dem, was die schillernde Künstlerin jenseits der eigenen Inszenierung ausgemacht hat: das nicht-standesgemäße Verhalten, die Liebe zur Literatur/Poesie schon als junges Mädchen, die schwere Kindheit ohne elterliche Liebe und mit Stützkorsett, ihr "wilder Geist", der manchmal auch auf Ihre Vertraute(n) abfärbt.

Veronika Peters beschreibt die Szenen so liebevoll und mitreißend, dass man glaubt, selber dabei zu sein, wenn Edith z.B. als junges Mädchen die Geschichte des Lancelots voller Leidenschaft darbietet oder Edith und Jane, während sie durch die Londoner Nachbarschaft spazieren, alltägliche Beobachtungen notieren.

Das Buch selber ist im Wunderraum Verlag erschienen und wunderschön gestaltet: vom Cover und der wiederkehrenden Perlenkette über den Leinenrücken bis hin zum Lesebändchen...ganz zauberhaft. Eine ganz klare Kaufempfehlung an Bücherwürmer, die von starken Frauen lesen möchten und historische Romane auch dann mögen, wenn die Heldin nicht von einem gutaussehenden Herzog gerettet werden muss.

Lieblingszitat: "Du und ich, Emma, wir werden niemals wie normale Menschen sein! Wir sind für das Besondere gemacht, wir müssen ins Weite![...] Wir müssen uns erheben aus dem Staub, ihn abschütteln, unsere Arme ausbreiten und fliegen lernen!" und "...finde Poesie in den schlichten Ereignissen deines Alltags!"