Vom Cover blenden lassen...

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gaia Avatar

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Der Roman von Veronika Peters über das Leben der realen Person Edith Sitwell ist aus der Sicht des Hausmädchens Jane geschrieben, welche "für Edith" die Aufgabe der Zusammenfassung der Lebensgeschichte übernehmen will.

Die Geschichte setzt dann aber unvermittelt viel früher ein, nämlich beim Leben der Mutter von Jane, Emma. Dieser Umstand und die Tatsache, dass sich Emma und Edith sehr nah gewesen sind, wirken auf den ersten 50 bis 100 Seiten manchmal verwirrend. Mir viel es zunächst schwer Emma und ihre Tochter Jane in der Geschichte auseinander zu halten, zumal sie fiktiven Figuren ähnliche Funktionen im Leben der Roman-Edith einnahmen.
Von diesem Verwirrspiel abgesehen, plätschert der Plot leider nur vor sich hin. Es zeigt sich ein konventioneller Historischer Roman, ohne große Überraschungen. Der Spannungsbogen wird einzig von der Frage nach dem wahren Vater von Jane getragen. Die Anekdoten über Edith Sitwell wirken gut recherchiert, sind aber eher durch die Rahmenhandlung des erzählenden Hausmädchens aneinander gereiht. Hier habe ich mich von der tollen Aufmachung der Wunderraum-Veröffentlichung blenden lassen. Ich erwartete Ungewöhnliches, bekam aber eher Null-Acht-Fünfzehn-Erzählkunst. Der Schreibstil der Autorin besticht leider nicht durch literarisch anspruchsvolle Formulierungen. Da wird ein Kapitel schon einmal folgendermaßen eingeleitet: "Ach, Paris! Was hatte ich mich darauf gefreut, diese Stadt endlich selbst zu erleben! [...] und malte mir die Ankunft in der 'elegantesten Metropole der Welt', wie sie in den Zeitschriften genannt wurde, in den leuchtendsten Farben aus."...Hach.
Auch bleiben für mich die Figuren eher blass. Edith Sitwell natürlich nicht, aber das liegt an der Natur der Sache, über diese Frau zu schreiben. Beweggründe der Erzählerin Jane, weshalb sie ein Leben lang bei der Exzentrikerin bleibt, erfährt der Leser leider nicht. Hier hätte ich mir mehr psychologische Tiefe gewünscht.

Insgesamt bin ich vom Buch eher enttäuscht. Es ließ sich zwar zügig runterlesen, war aber leider kein besonderes Leseerlebnis. Deshalb würde ich anspruchsvollen Lesern andere Bücher vom Wunderraum Verlag empfehlen, dieses jedoch nicht.