Zwei Frauen ,zwei Welten, eine Epoche im Wandel.....

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.. so lautet das aufgeklebte Prädikatsszeichen des Verlages für diesen Roman. Das Cover hat mir schon mal sehr gut gefallen, der Inhalt des Buches aber entsprach nicht ganz meinen Erwartungen.
Das lag schon am relativ einfachen Schreibstil. Statt öfter mal auszumalen, werden gerne Platitüden verwendet, hohle Blasen. Das zeigt sich auch in den Figuren: die erst fünfjährige Emma plaudert am Anfang des Buches mit Edith Sitwells Mutter in einer Sprache, die ich einer so kleinen Person nicht zutraue. das wirkt konstruiert für mich.
Und dann sind es eben nicht nur zwei Frauen, sondern eigentlich vier. Auf den ersten genau 100 Seiten nach dem Prolog geht es nämlich zuerst um die Mutter der Erzählerin Jane namens Emma und die Mutter von Edith, Ida. Dies betrifft eine Zeit vor und im 1. Weltkrieg, dann geht die Geschichte aber weiter, als Edith schon eine selbständige schillernde Figur in London ist und Jane als 18jährige ihren nicht immer einfachen Dienst bei ihr antritt.
Edith ist eine Grand Dame, nahezu mittellos, aber die Fassade wahrend. Das sind die spannenden Teile des Buches, der Haushalt im London der Zwischenkriegsjahre, die beginnende Emanzipation der Frauen. Bei der Schilderung von Edith selbst war ich mir aber nie ganz sicher, was ist alles wahr, was entspringt der Feder der Autorin. Die traurige Jugend mit strengen Eltern ist gut gezeichnet, auf Ediths literarischen Arbeiten wird eher weniger eingegangen.
Insgesamt schon ein interessantes, leicht lesbares Buch über das Leben einer exzentrischen alten Lady, die heute leider kaum mehr bekannt ist. Das ist das Verdienst der Autorin, dass sie ihr hier ein Denkmal setzt.